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Heim für Tauben in Böblingen eröffnet

Sie ärgern Passanten in den Städten und sind bei manchen gar als »Ratten der Lüfte« verschrien. In Böblingen nimmt man sich der anderswo oft ungeliebten Vögel an, wenn sie verletzt sind.

Blick in ein Hospiz für Tauben
Blick in ein Hospiz für Tauben. Foto: Christoph Schmidt/Archiv
Blick in ein Hospiz für Tauben. Foto: Christoph Schmidt/Archiv

BÖBLINGEN.  Sie haben einen Flügel, ein Bein oder ein Auge verloren - für verletzte Tauben gibt es Schutz und Hilfe im Böblinger Tierheim. Dort bietet seit Oktober eine Voliere Platz für rund 80 Vögel, die so schwer verletzt wurden, dass sie nicht mehr freigelassen werden können. »Tauben sind genauso schützenswert wie andere Tiere und sie leiden auch genauso«, sagt Britta Leins vom Verein »Straßentaube und Stadtleben«, der sich für das Heim eingesetzt hat. »Wir sehen die Einrichtung allerdings eher als eine Art betreutes Wohnen.«

Das Problem: Kaum jemand will eine verletzte Taube aufnehmen. Selbst in Tierheimen fehlt es meist an entsprechenden Angeboten. Oft sind es kleine Gruppen oder Vereine wie der von Leins, die sich um die ungeliebten Vögel kümmern.

Bei den Tierfreunden landen verletzte Stadttauben ebenso wie verirrte Brief- oder Hochzeitstauben. Anfragen zur Aufnahme von Tauben kämen inzwischen aus ganz Deutschland. Dass den Vögeln ein so schlechtes Image anhaftet, ärgert Leins: »Tauben haben viel Charme und Witz, nur fehlt ihnen der Kuschelfaktor.«

Nach Angaben von Leins ist die Einrichtung in Böblingen deutschlandweit die erste Einrichtung dieser Art. »Zumindest in Baden-Württemberg ist uns nichts ähnliches bekannt«, sagt Martina Klausmann, Biologin beim Landestierschutzverband in Karlsruhe. Beim Deutschen Tierschutzbund hat man ebenfalls von keiner anderen Unterbringung gehört, die sich speziell verletzter Tauben annimmt.

Ob eine dauerhafte Unterbringung in einer Voliere sinnvoll ist, hängt Klausmann zufolge davon ab, ob das verletzte Tier noch Lebensqualität habe. »Generell sollte man aber keinen Unterschied machen, ob man nun Hund, Katze oder eben Taube aufnimmt.« Die Eröffnung des Hospizes macht auch deutlich: Städte sind beim Umgang mit den Tieren überfordert. Vor allem an Taubenschlägen fehle es. (dpa)

Verein StraßenTAUBE und StadtLEBEN

Tierheim Böblingen