Wegen Corona sah es auch für die Weihnachtsmärkte im Südwesten in den vergangenen beiden Jahren eher duster aus. Das wird in diesem Jahr endlich wieder anders sein - die Städte im Land planen längst mit Feuereifer und rechnen mit großem Publikumsinteresse. »Die Menschen sind ausgehungert, die wollen endlich wieder auf ihren gewohnten Weihnachtsmarkt«, sagte der Geschäftsführer von Heidelberg Marketing, Mathias Schiemer. Mehr als 100 Stände seien angemeldet, »wir haben sehr viele Anfragen«, berichtete er. Zwar hätten einige Händler Personalprobleme, im Großen und Ganzen aber seien die Schausteller eins zu eins in Heidelberg wieder da wie vor der Pandemie.
Aus Pforzheim, Karlsruhe und Ludwigsburg wird zwar von einem leichten Schwund bei den Anmeldungen berichtet: Ludwigsburg rechnet dabei mit etwa 15 Prozent weniger Ständen als vor der Pandemie. »Aber insgesamt ergibt sich für Besucher ein gewohntes Bild«, sagte der Vize-Geschäftsführer von Tourismus& Events, Elmar Kunz. In Mannheim sind für den Weihnachtsmarkt am Wasserturm 150 Aussteller angemeldet, nebst Kinderriesenrad, einer begehbaren Weihnachtspyramide und einer Kindereisenbahn.
In Stuttgart geht man von rund 3,5 Millionen Besuchern und deutlich mehr als 200 Ständen aus. Es hätten sich ebenso viele Interessenten angemeldet wie in den Jahren zuvor. Über 90 Prozent der Standplätze sind auch in Esslingen wieder belegt, die Stadt erwartet zwischen 800 000 und eine Million Besucher. »Ernsthafte Sorgen um die Weihnachtsmarktbranche machen wir uns aber, falls der Markt in diesem Jahr erneut abgesagt werden müsste«, sagte ein Sprecher der Stadt.
Das werde nicht passieren - Mark Roschmann vom Schaustellerverband Süd-West Stuttgart ist zuversichtlich. Er blickt ziemlich glücklich Richtung Weihnachtsmarkt-Saison und auch auf die vergangenen Monate mit Volksfesten und Kirmes. »Unser Produkt ist gefragt wie nie«, sagt er. »Ich kenne keinen Kollegen, der sagt, dass es schlecht läuft.« Allerdings bereiteten Inflation und weiterhin fehlendes Personal den Schaustellern und Standbesitzern Probleme. Zudem hätten etwa 20 Prozent der Kommunen die Standgelder um bis zu 5 Prozent erhöht. »Gerade jetzt - das finde ich schrecklich«, sagte er. »Wir können ja nicht sämtliche Kosten an die Besucher weitergeben.«
Festlich aber soll es allerorten zugehen - wenn auch mit etwas weniger Beleuchtung und anderen Sparmaßnahmen. Wegen der Energiekrise verzichten etwa Stuttgart und Karlsruhe auf eine Eislaufbahn und setzen auf eine Rollschuhbahn. Und Pforzheim baut dieses Jahr keine Bahn aus Eis, sondern eine aus Kunststoff auf.
In Mannheim wird ebenfalls gespart und die Beleuchtung des Marktes am Wasserturm statt um 11.00 Uhr vormittags erst bei einsetzender Dämmerung gegen 16.30 Uhr eingeschaltet. Ludwigsburg verzichtet entlang seiner Hauptstraße auf Lichterketten in den Bäumen. Was dann noch leuchtet, ist den Angaben der Städte zufolge sowieso schon seit Jahren vielfach mit LED-Birnen ausgestattet. Esslingen setzt bereits seit 2015 komplett auf LED-Technik.
Im vergangenen Jahr hatten viele Kommunen ihre Weihnachtsmärkte entweder wegen strenger Corona-Testregeln vorsorglich bereits abgesagt oder nach wenigen Öffnungstagen auf Weisung des Landes schließen müssen. Auch im Jahr davor hatte die Pandemie Schaustellern und Standbetreibern einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Jetzt sieht die Zukunft rosiger aus - allerdings nicht überall: Für Freudenstadt ist die Weihnachtsmarkt-Krise auch in diesem Jahr noch nicht vorbei. Der Markt wurde schon Mitte September abgesagt. Für 60 Standplätze hatten sich nur 20 Aussteller gemeldet.
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