Rot am See (dpa/lsw) - Gut eine Woche nach den tödlichen Schüssen auf sechs Menschen in Rot am See hat die Kleinstadt im Nordosten Baden-Württembergs der Opfer gedacht. Rund 1000 Menschen kamen nach Polizeiangaben am Samstag zu einer Trauerfeier in der örtlichen Veranstaltungshalle. Anschließend wurden in dem 5400-Einwohner-Ort im Kreis Schwäbisch Hall vier der sechs Opfer - darunter der Vater und die Mutter des Tatverdächtigen - beerdigt.
Der 26-Jährige soll am 24. Januar mit einer Pistole insgesamt sechs Verwandte erschossen und zwei weitere mit Kugeln verletzt haben. Neben den Eltern des mutmaßlichen Schützen starben auch eine Tante, ein Onkel sowie zwei Stiefgeschwister. Der junge Mann hatte nach seiner mutmaßlichen Tat selbst die Polizei gerufen und war daraufhin festgenommen worden. Er sitzt in Untersuchungshaft.
Der Bürgermeister der Kleinstadt, Siegfried Gröner, sagte bei der Trauerfeier, die »furchtbaren Ereignisse« machten ihn noch immer fassungslos. »In der Gemeinde Rot am See herrscht großes Entsetzen.« Er sei tieftraurig darüber, wie so viele Menschen auf so tragische und brutale Weise hätten getötet werden können. »Welche Sinnlosigkeit!«, kommentierte der parteilose Lokalpolitiker und fragte, wie dunkel es im Inneren eines jungen Menschen sein müsse, wenn dieser so hasserfüllt und kaltblütig sechs Menschen ermorde. »Von jetzt auf gleich, ohne Vorwarnung, einfach so.«
Gröner betonte, die Frage nach dem Warum sei zentral - und bleibe bisher unbeantwortet. »So schnell werden wir keine Antwort bekommen - und so bleiben unendliche Trauer, Ohnmacht, Fassungslosigkeit und Bestürzung. Es ist einfach nicht zu verstehen.«
Laut Polizei hat sich der 26-Jährige zu den Vorwürfen des sechsfachen Mordes und des zweifachen versuchten Mordes bereits geäußert. Unter anderem habe er erklärt, warum er die Waffe gezogen habe. Angaben zu seinen Schilderungen hat die Polizei aber bisher nicht gemacht - aufgrund der laufenden Ermittlungen, wie ein Sprecher sagte.
Zur Gedenkfeier war das »Forum« - eine Sport- und Veranstaltungshalle in Rot am See - bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Familie war in dem Ort sehr verwurzelt. Der getötete Vater des mutmaßlichen Schützen betrieb lange eine Kneipe, die Anlaufstelle vor allem für den örtlichen Sportverein war.
Pfarrer Matthias Hammer sagte, die Menschen im Ort seien nach der Tat enger zusammengerückt. Bürgermeister Gröner betonte, es sei tröstlich, dass es sehr viele Menschen gegeben habe, die den Angehörigen und der Gemeindeverwaltung ihre Unterstützung angeboten hätten. »Das war überwältigend und macht Mut.«