Verbraucherinnen und Verbraucher im Südwesten müssen sich auf weiter steigende Preise für regional erzeugte Qualitätslebensmittel einstellen. In der Landwirtschaft gibt es Druck wegen gestiegener Energiekosten, auch die Preise für Dünger ziehen an, wie der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands, Roman Glaser, am Montag in Stuttgart bei einer Online-Pressekonferenz mitteilte.
Die hohe Inflation macht bereits vielen Menschen zu schaffen. Die Teuerungsrate im Südwesten betrug im April im Vergleich zum Vorjahresmonat sieben Prozent. Überdurchschnittlich kletterten die Preise unter anderem für Nahrungsmittel wie Brot und Fleisch. Ute Bader, Vize-Bereichsleiterin für die Beratung von Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften beim Verband, sagte, die Anbieterseite brauche dringend Preiserhöhungen, »um überhaupt weitermachen zu können«.
Ungeachtet der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges werden weiter neue Genossenschaften gegründet. Wichtige Felder seien Energie, Mobilität und die ärztliche Versorgung, sagte Glaser. 19 Genossenschaften seien im vergangenen Jahr neu hinzugekommen, im laufenden Jahr seien es bisher acht. "In der Krise hat sich gezeigt, dass Genossenschaften stark und robust sind.
In einer Genossenschaft treten selbstständige Mitglieder gemeinsam auf, um beispielsweise bessere Bedingungen beim Absatz und der Beschaffung zu erreichen. Im Südwesten ist laut Verband rund jeder dritte Mensch Mitglied einer Genossenschaft - das betrifft vor allem Banken. »In keinem anderen Bundesland ist die Mitgliederdichte so hoch wie im Südwesten«, hieß es in einer Mitteilung.
Es gab im vergangenen Jahr im Land 626 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften. Sie erzielten einen Umsatz von fast zehn Milliarden Euro - das war im Jahresvergleich ein Plus von über acht Prozent. Knapp die Hälfte der Genossenschaften entfällt auf den Agrarbereich. Ihr Umsatz stieg nur um knapp zwei Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.
Glaser sagte, Kreditinstitute pochten im Dauerstreit um Kontogebühren auf Rechtssicherheit und strebten eine Gesetzesänderung an. Die Deutsche Kreditwirtschaft - also nicht nur die zum genossenschaftlichen Bereich gehörenden Volks- und Raiffeisenbanken - habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, das als Grundlage dienen könnte.
Ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) sorgt seit längerem für Ärger. Das Gericht hatte im April 2021 entschieden, dass Kreditinstitute bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kundinnen und Kunden einholen müssen. Geldhäuser müssen daher nachträglich um Zustimmung zu aktuellen Gebühren bitten. Zudem können Bankkunden Gebühren zurückfordern, die Institute ohne explizite Einwilligung erhoben haben.
Eine Sprecherin des Bundesverbands deutscher Banken bestätigte auf Anfrage, dass ein Gutachten in Auftrag gegeben wurde. Die Deutsche Kreditwirtschaft setze sich dafür ein, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen »für Änderungen von auf Dauer angelegten Verträgen künftig praxisgerechter gestaltet werden«. Das BGH-Urteil löse unter anderem übermäßige Bürokratie aus. Im Südwesten hatte es mehrere Klagen von Verbraucherschützern im Zusammenhang mit dem Urteil gegeben, die auch Volksbanken betreffen.
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