Nach einer kurzen Party mit der Meisterschale ging der Ausblick der Münchner Serien-Champions schnell auf die kommende Saison. »Ich glaube total an die Mannschaft. Wir lieben diese Jungs«, schwärmte Bayern Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach einem durchwachsenen Auftritt des Dauer-Meisters beim 2:2 (2:1) im letzten Saison-Heimspiel der Fußball-Bundesliga gegen den VfB Stuttgart.
»Das sind tolle Jungs. Und die werden im nächsten Jahr Gas geben«, versicherte Salihamidzic. Mit welchem Kader das geschehen wird und ob Weltfußballer Robert Lewandowski und Nationalspieler Serge Gnabry ihre Verträge verlängern, konnte der Sportvorstand nicht sagen.
Beim nur kurzzeitig sehr ausgelassenen Miteinander in der Fankurve, in der die Anhänger das seltene Erlebnis der Meisterschale auch in ihren Händen zelebrieren durften, geriet das Unentschieden gegen die im Abstiegskampf wieder auf die direkte Rettung hoffenden Stuttgarter am Sonntagabend kurzzeitig in den Hintergrund. »Dieses Gefühl, wenn du es schaffst, ist immer gleich - egal, ob es die erste, zweite oder zehnte Meisterschaft ist«, sagte Vize-Kapitän Thomas Müller.
Nach einer mal wieder meisterlichen, aber in Champions League und DFB-Pokal im Ergebnis enttäuschenden Saison mochte Müller nicht bei »Weltuntergangsszenarien mitmachen«, wie er betonte. Vielmehr sagte er trotzig: »Es muss keiner Angst haben um den FC Bayern.« Doch einen Angriff auf Europas Krone mochte in der Münchner Feier-Delegation auch keiner großspurig ankündigen. »Wir schauen aus der finanziellen Situation, was wir machen können«, sagte Salihamidzic vielmehr.
Der Vertrag mit Müller konnte bis 2024 verlängert werden. Der von Nationaltorwart Neuer soll folgen. Die Zukunft von Weltfußballer Robert Lewandowski und Nationalspieler Serge Gnabry bleibt dagegen ungewiss. »Die Gespräche werden wir führen. Wir haben schon einige geführt. Und jetzt werden wir schauen, was passiert«, bemerkte Salihamidzic zu Lewandowski. Noch ein Jahr läuft der Kontrakt.
Nach dem Wirbel um den Ibiza-Ausflug nach der Auswärtsniederlage in Mainz konnten sich die Bayern auch gegen Stuttgart nicht zu dem angestrebten Sieg aufraffen. »Wir haben vielleicht ein kleines Futter geliefert für alle, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten und Argumente brauchen«, sagte Müller: »Aber alles easy.«
Das ist die Situation für den VfB nicht. Die Stuttgarter verbesserten aber mit dem Remis ihre Ausgangsposition im Abstiegskampf erheblich. »Wir müssen gegen Köln unsere Hausaufgaben machen. Wir brauchen einen Dreier, um Hertha auswärts in Dortmund unter Druck zu setzen«, sagte Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat zur Situation am letzten Spieltag am kommenden Samstag. Gewinnt Stuttgart und Hertha verliert, tauschen beide Vereine in der Tabelle die Plätze.
Die Herthaner gehen auf Platz 15 mit drei Punkten Vorsprung auf den VfB ins Saisonfinale. Die Stuttgarter haben ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln und das bessere Torverhältnis als die Berliner.
VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo sieht die Chance, der Relegation gegen den Tabellendritten der 2. Liga - aktuell Hamburger SV - zu entkommen. »Wenn wir drei Punkte holen, muss Hertha auch punkten gegen Dortmund«, sagte Matarazzo. Wenn man gegen Köln punkte, brauche man zudem »nicht nach hinten zu schauen«. Arminia Bielefeld liegt drei Punkte und sieben Tore hinter dem VfB auf Rang 17 und könnte theoretisch auch noch auf Platz 16 vorrücken.
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