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Galeria-Schließungen im Südwesten: Aus für sechs Filialen

Galeria Karstadt Kaufhof setzt den Rotstift an: Deutschlandweit sollen 52 Geschäfte des Warenhausriesen schließen. In Baden-Württemberg ist jede dritte Filiale betroffen.

Bekanntgabe der Detailpläne zu Galeria Kaufhaus-Schließungen
Das Haus Galeria Kaufhof in der Eberhardstraße ist wegen einer Betriebsversammlung geschlossen. Foto: Julian Rettig
Das Haus Galeria Kaufhof in der Eberhardstraße ist wegen einer Betriebsversammlung geschlossen.
Foto: Julian Rettig

Auch die Galeria-Kaufhäuser in Baden-Württemberg bleiben von den Einschnitten im Filialnetz des Handelsriesen nicht verschont: Zum 31. Januar schließen die Geschäfte in Esslingen, Heidelberg (Bismarckplatz), Leonberg, Pforzheim, Reutlingen und in der Stuttgarter Eberhardstraße, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Damit macht jede dritte Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof im Südwesten dicht. Deutschlandweit schließen 52 der 129 Warenhäuser.

Etwa 500 Beschäftigte sind der Gewerkschaft Verdi zufolge im Südwesten betroffen. Der Gesamtbetriebsrat geht von 5000 verlorenen Arbeitsplätzen aus. »Dies ist ein rabenschwarzer Tag«, betonte der Betriebsrat.

»Wir alle, von Politik über Gesellschaft bis zur Gewerkschaft, dürfen diese Schließungspläne auf keinen Fall hinnehmen«, sagte Verdi-Bezirksleiter Martin Gross. »Nachdem Hunderte Millionen Euro an Steuergeldern in das Unternehmen gepumpt wurden, sollen etliche Innenstädte weiter veröden.« Man werde nicht aufgeben und gemeinsam mit den Betriebsräten um jede Filiale und jeden Arbeitsplatz kämpfen, teilte Landesfachbereichsleiter Wolfgang Krüger mit. Die Gewerkschaft wolle auf die Kommunen und das Wirtschaftsministerium zugehen.

Die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, rief dazu auf, die Schließung der Warenhäuser als Chance für die Innenstädte zu sehen. »Denn in jedem Ende liegt ein neuer Anfang. Wir sind uns sicher, dass an zahlreichen Standorten der entstehende Platz für neue, innovative Konzepte genutzt werden kann.«

Die zwölf Häuser in Freiburg am Bertholdsbrunnen und am Europaplatz, der Heidelberger Hauptstraße, Heilbronn, Karlsruhe, Konstanz, Lörrach, Mannheim, Offenburg, Singen, der Stuttgarter Königstraße und Ulm bleiben bestehen.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Gründe wurden die gestiegenen Energiepreise und die Konsumflaute genannt.

Es ist der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

Anfang 2021 und Anfang 2022 bat der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Pandemie um staatliche Unterstützung. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme - ohne Erfolg.

Der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz, der auch das erste Schutzschirmverfahren begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Verfahrens eine Perspektive gebe. Der Handelsriese müsse dafür kleiner und dezentraler werden.

© dpa-infocom, dpa:230313-99-938402/5