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Forscher lösen Rätsel um mysteriösen Fischfang im Bodensee

Jahrelang hat ein mysteriöser Fischfang im Bodensee Wissenschaftlern Kopfzerbrechen bereitet. Wie die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns am Mittwoch mitteilten, haben Forscher das Rätsel nun gelöst. Einer neuen Studie zufolge war der Tiefseesaibling nie ausgestorben - vielmehr haben sich Exemplare der mehr als 40 Jahre lang verschollen geglaubten Fischart am Grund versteckt gehalten. »Es muss also einigen Tieren gelungen sein, in der Tiefe des Sees unentdeckt zu überleben«, so Jan Baer von der Fischereiforschungsstelle Langenargen.

Bodensee
Eine Autofähre fährt über den Bodensee Richtung Romanshorn, während im Hintergrund die Alpen in der Schweiz zu sehen sind. Foto: Felix Kästle
Eine Autofähre fährt über den Bodensee Richtung Romanshorn, während im Hintergrund die Alpen in der Schweiz zu sehen sind.
Foto: Felix Kästle

Im Jahr 2014 waren im Bodensee einige Tiefseesaiblinge gefangen worden. Zuvor war der Fisch mehr als vier Jahrzehnte nicht im See gesehen worden. Forscher der Zoologischen Staatssammlung München, der Fischereiforschungsstelle Langenargen und der Universität Bergen (Norwegen) haben jetzt herausgefunden, dass heutige Tiefseesaiblinge genetisch mit den historischen nahezu identisch sind. Dafür haben die Wissenschaftler DNA-Fragmente aus historischen Sammlungen untersucht. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Ecological Applications.

»Offenbar haben Hilferufe der Berufsfischer in den 1950er Jahren Wirkung gezeigt: Schon früh ergriffene Maßnahmen gegen Überdüngung haben offenbar die Erhaltung des Lebensraums des Tiefseesaiblings bewirkt. Die heutigen Tiefseesaiblinge stammen direkt von ursprünglichen Exemplaren ab«, so Jan Baer.

Die DNA des Normalsaiblings dagegen ist den Untersuchungen zufolge ganz anders als jene von früher im See vorkommenden Individuen. Annahmen in der Fachwelt, dass sich beide Fischformen mit der Zeit vermischt hätten, haben sich nicht bestätigt.

Der Normalsaibling ist im Bodensee nie verschollen, laut Ulrich Schliewen von der Zoologischen Staatssammlung München aber durch einen Mix aus Zuchtfischen verdrängt worden. Grund sei, dass in den Bodensee bis in die 1990er Jahre Saiblingen aus aller Welt eingebracht worden seien. Inzwischen bringen die Bodensee-Anrainer seit Jahren keine fremden Saiblinge mehr in den See. Die Projektverantwortlichen hoffen deshalb, dass sich die letzten Nachkommen der ursprünglichen Normalsaiblinge im Lauf der Zeit wieder durchsetzen.

Pressemitteilung

© dpa-infocom, dpa:230111-99-181929/2