Immerhin vor den ersten Fragen der Journalisten durfte Sebastian Hoeneß ein wenig von seiner TSG 1899 Hoffenheim erzählen. Dass Kapitän Benjamin Hübner nach Corona-Infektion vor einer Rückkehr steht, dass Publikumsliebling Ermin Bicakcic nach langer Zeit mal wieder mittrainiert hat und von den Kollegen »mit warmem Applaus« empfangen wurde. Und dass am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim Bundesliga-Spiel bei Hertha BSC weiter einige Langzeitverletzte sowie der gelbgesperrte Diadié Samassékou fehlen.
Dann begann die große monothematische Felix-Magath-Fragestunde, die alle TSG-Personalien und Ambitionen in den Hintergrund rücken ließ. Knapp zehn Jahre nach seiner bisher letzten Bundesliga-Station in Wolfsburg wird Magath am Samstag wieder auf der Bank Platz nehmen - und die Acht-Spiele-Mission aufnehmen, den Hauptstadtclub vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit zu bewahren.
»Ich war überrascht, ich habe damit nicht gerechnet. Es ist Felix Magath geworden. Unabhängig davon ist es für uns noch mehr so, dass wir den Fokus auf uns richten müssen. Wir wissen nicht genau, wie Felix sein Team einstellt«, beschrieb Hoeneß die Situation. Man habe dessen letzte Bundesliga-Spiele aus dem Jahr 2012 angeschaut, auch Szenen von seiner Zeit in China begutachtet. Magath trainiere häufig Teams mit guter Fitness und Mannschaften, die taktisch eher einen Tick tiefer agieren.
»Wir fahren nach Berlin zu einer Mannschaft, die mit dem Rücken an der Wand steht. Das sollte die Sinne schärfen. Sie haben in vielen Spielen doch Chancen«, sagte Chefcoach Hoeneß, der selbst lange in Berlin wohnte und für die zweite Mannschaft der Hertha kickte. »Ich habe noch sehr gute Erinnerungen und auch Freundschaften, die in den Club reichen. Das soll für den Moment keine Rolle spielen. Wir wollen gewinnen und schauen auf uns. Das ist ein Stück weit das Motto«, stellte Hoeneß klar. Magath selbst kenne er bislang nicht, er habe auch trotz seiner familiären Situation mit Vater Dieter und Onkel Uli noch nie mit ihm gesprochen.
Für die TSG geht es - Magath hin oder her - auch darum, Kurs auf die Champions-League-Plätze zu wahren. Leipzig, Freiburg und die Kraichgauer stehen derzeit bei 44 Zählern, das Trio agierte zuletzt stark. »Sechster Platz ist nicht Champions League. Die anderen punkten auch. Es geht für uns darum, uns nicht von Erfolgsgeschichten besudeln zu lassen. Wir wollen was Zählbares, dafür müssen wir punkten - auch nach der Länderspielpause«, forderte Hoeneß, der als Ziel ausgibt, in Hoffenheim »die Weichen zu stellen für nachhaltigen Erfolg«.
© dpa-infocom, dpa:220317-99-557860/3