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Expertin: Familienauslöschungen häufiger als Amokläufe

Gießen/Rot am See (dpa/lsw) - Täter, die ihre Familie auslöschen, fühlen sich der Kriminologin Britta Bannenberg zufolge oft gedemütigt, nicht anerkannt und unverstanden. »In der Regel sind diese Menschen außergewöhnlich kränkbar«, sagte die Professorin an der Universität Gießen der Deutschen Presse-Agentur. In Rot am See soll ein 26-Jähriger sechs Familienmitglieder, darunter seine Eltern, erschossen haben. Ein solches Verbrechen sei ein »ultimatives Zeichen verletzter Ehre« eines psychisch auffälligen Menschen, erläuterte Bannenberg.

Britta Bannenberg
Britta Bannenberg, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Foto: Michael Hanschke/dpa/Archivbild
Britta Bannenberg, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Foto: Michael Hanschke/dpa/Archivbild

Die Juristin sieht Unterschiede zum Amoklauf gegen Fremde wie etwa in Winnenden vor zehn Jahren. »Zwar gibt es häufig Konfliktlagen, die länger schwelen, aber in der Regel sind solche Taten nicht lange geplant wie Amokläufe gegen Unbekannte.« Ein Amoklauf gegen Fremde werde häufig mit einem Suizid beendet - wie auch im Fall des Todesschützen von Winnenden. Innerfamiliäre Bluttaten seien fünf bis sechs mal häufiger als die gegen Unbekannte, sagte die Wissenschaftlerin, die sich viel mit Amokläufen beschäftigt.