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Ex-Ministerin Bauer sucht Unterstützung im OB-Wahlkampf

In Heidelberg bleibt der OB-Wahlkampf spannend. Am Sonntagabend erzielte niemand die absolute Mehrheit. Nun geht es um die Frage, ob in der Unistadt gelingt, was in Stuttgart scheiterte.

Ex-Wissenschaftsministerin Bauer
Theresia Bauer verfolgt im Rathaus bei der Oberbürgermeisterwahl eine Hochrechnung. Foto: Uwe Anspach
Theresia Bauer verfolgt im Rathaus bei der Oberbürgermeisterwahl eine Hochrechnung.
Foto: Uwe Anspach

Nach ihrem zweiten Platz bei der Oberbürgermeisterwahl in Heidelberg will Ex-Wissenschaftsministerin Theresia Bauer für die Neuwahl in drei Wochen Kräfte bündeln, um Eckart Würzner doch noch aus dem Amt zu stoßen. Sie wolle mit all jenen sprechen, die eine Alternative für die Stadt angeboten haben, sagte die Grünen-Politikerin nach der Verkündung des Wahlergebnisses am Sonntag. Weil niemand mehr als 50 Prozent der Stimmen bekam, sind rund 107.000 Menschen am 27. November erneut zur Wahl aufgerufen.

Der parteilose Würzner, seit 2006 Rathauschef und unterstützt von CDU und FDP, lag mit rund 45,9 Prozent der Stimmen augenfällig vorn. Bauer, die für die Kandidatur extra ihren Kabinettsposten in der baden-württembergischen Landesregierung aufgegeben hatte, kam auf 28,6 Prozent, SPD-Stadtrat Sören Michelsburg auf 13,5 Prozent. Die sechs weiteren Kandidatinnen und Kandidaten lagen deutlich darunter.

Es könnte jetzt vor allem auf Michelsburg ankommen. Tritt er nochmal an, dürfte es für Bauer schwer werden. Der SPD-Politiker will sich Anfang dieser Woche mit seiner Partei beraten und am Mittwoch eine Entscheidung bekanntgeben, wie er ankündigte. »Der Wechselwille war nicht wirklich da, glaube ich«, sagte der Stadtrat.

Bauer und Würzner werteten das Ergebnis unterdessen beide auf ihre Weise als Erfolg: Der 61-Jährige sieht sich gestärkt, weil er mit Abstand auf dem ersten Platz lag. Bauer fasste das Wählervotum als klare Aussage auf, dass Würzner keine Mehrheit habe weiterzumachen.

Mehrfach betonte sie am Wahlabend, Kräfte bündeln zu wollen. Wobei Würzner nicht davon ausging, dass selbst bei einem Rückzug von Michelsburg mehr oder weniger all dessen Stimmenanteile auf Bauers Konto gehen. Auch er habe Wähler im rot-grünen Spektrum.

Dass das Kräftebündeln nicht immer gelingt, zeigt der gescheiterte Versuch im Mitte-Links-Lager bei der Stuttgarter OB-Wahl vor zwei Jahren. Um den Sieg des CDU-Politikers Frank Nopper möglichst zu verhindern, hatte es Überlegungen gegeben, sich auf einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin zu einigen. Nachdem die Betroffenen aber auf keinen grünen Zweig kamen, zog die Zweitplatzierte Veronika Kienzle (Grüne) ihre Kandidatur zurück.

Bei einer OB-Neuwahl können aber nicht nur die Bewerberinnen und Bewerber der ersten Runde noch einmal antreten. Es ist auch möglich, dass sich neue Kandidaten und Kandidatinnen melden.

In Heidelberg leben rund 160.000 Menschen. Die Akademikerquote in der Unistadt ist mit über 40 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hoch. Etwa 39 Prozent der Einwohner sind nach Angaben der Kommune jünger als 30 Jahre, knapp 16 Prozent älter als 65. Beliebt ist die Stadt mit der Schlossruine über dem Neckar auch bei Millionen von Touristen, die jedes Jahr zu Besuch kommen.

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© dpa-infocom, dpa:221106-99-410304/4