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Ex-Fußballer Berthold polarisiert bei »Querdenken«-Demo

Wieder demonstrieren Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen in Stuttgart. Anders als in Berlin klappt es weitgehend mit dem vorgeschriebenen Mindestabstand. Der Auftritt eines Fußballweltmeisters führt zu kontroversen Reaktionen im Netz.

Ex-Fußballer Thomas Berthold spricht auf einer »Querdenken«-Demo
Ex-Fußballer Thomas Berthold spricht auf einer »Querdenken«-Demo in Stuttgart. Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Ex-Fußballer Thomas Berthold spricht auf einer »Querdenken«-Demo in Stuttgart. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

STUTTGART. Mit einem Redebeitrag auf einer Demonstration gegen die Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen mit dem Coronavirus in Stuttgart hat Fußballweltmeister Thomas Berthold kontroverse Reaktionen ausgelöst. Der 55 Jahre alte frühere Fußballprofi sprach bei der Abschlusskundgebung am Samstag zu den Teilnehmern der »Querdenken«-Demo. Unter anderem forderte er, dass die Menschen wieder angstfrei leben sollten. Er habe kein Vertrauen in die Regierung.

Nach Angaben der Polizei nahmen mehrere Hundert Menschen teil, die Veranstalter nannten die Zahl 5000. Demonstration und Kundgebung seien friedlich und ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagmorgen.

Einige Demonstranten zeigten Transparente mit Aufschriften wie »Mit Maske - Ohne Mich«, »Wir haben Euch durchschaut« oder »Pandemie der Lügen«. Sie skandierten »Freiheit, Freiheit«. Organisiert wurde die Demonstration von der Initiative »Querdenken 711«.

Die Teilnehmer bemühten sich nach Angaben der Polizei überwiegend, die geforderten Mindestabstände einzuhalten. In Berlin hatten am vergangenen Wochenende Tausende gegen die Corona-Beschränkungen protestiert. Weil viele Demonstranten weder Abstandsregeln einhielten noch Masken trugen, hatte die Polizei die Kundgebung aufgelöst.

Berthold sagte der »Bild am Sonntag«: »Ich mache mich weder mit Verschwörungstheoretikern noch mit Rechtspopulisten gemein, habe nur meine Meinung über die Maßnahmen der Regierung gesagt.« Der 55-Jährige hatte in seiner aktiven Karriere unter anderem für Eintracht Frankfurt, den FC Bayern München und den VfB Stuttgart gespielt. Als Verteidiger absolvierte er 62 Länderspiele, 1990 wurde er mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister in Italien.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter rief Bertholds Auftritt unter #Berthold unterschiedliche Reaktionen hervor. In zahlreichen Tweets wurde ihm vorgeworfen, gegen jede Vernunft zu sprechen. »Er will seine Freiheit zurück?! Er kann reisen, sich draußen frei bewegen & soll nur allg. Hygienemaßnahmen beachten. Wer dazu nicht bereit ist, ist entweder dumm u/o äußerst egoistisch«, schrieb »Harvest Helper« in einem Tweet.

»Frau Nullenberg« fragte: »Woher kommt nur dieses Bedürfnis, auf jeden Prominenten, der auch nur ein bisschen von der Mainstreammeinung abweicht, im Akkord einzuprügeln? Die eigene Unsicherheit?«

»Dennis« schrieb: »Natürlich quatscht Berthold unfassbaren Unfug. Aber man muss bedenken: Das ist okay. Denn: Er darf das. Das ist Demokratie und Rede- sowie Meinungsfreiheit. Also der beste Beweis dafür, dass es genau das hierzulande gibt, wovon diese Leute behaupten, dass es das eben nicht gibt!«

Die Veranstalter von »Queerdenken 711« kündigten an, am 29. August wieder in Berlin zu demonstrieren und luden dazu auch den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) ein.

Nach einer Umfrage lehnt eine große Mehrheit der Bevölkerung Demonstrationen gegen die Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus ab. In einer am Samstag veröffentlichten Befragung des Forsa-Instituts im Auftrag der Mediengruppe RTL gaben 91 Prozent an, kein Verständnis für die Proteste zu haben. Nur neun Prozent äußerten sich dem »RTL/ntv-Trendbarometer« zufolge zustimmend. Eine klare Mehrheit (87 Prozent) war auch der Meinung, dass die Menschen, die gegen die Maßnahmen auf die Straße gehen, nur eine Minderheit der Bevölkerung repräsentieren.

Querdenken 711