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Evobus will Kosten sparen und Wettbewerbsfähigkeit sichern

Pläne für eine Verlagerung des Rohbaus ins Ausland gab es bei Evobus schon länger. Nun hat sich die Tochter von Daimler Truck mit dem Betriebsrat geeinigt. Wie sehen die Beschlüsse aus?

Evobus
Ein Vorführwagen der Daimler-Truck Tochter EvoBus steht auf dem Betriebsgelände der Dresdner Verkehrsbetriebe. Foto: Sebastian Kahnert
Ein Vorführwagen der Daimler-Truck Tochter EvoBus steht auf dem Betriebsgelände der Dresdner Verkehrsbetriebe.
Foto: Sebastian Kahnert

Als im vergangenen Jahr bekannt wurde, dass Daimler Truck einen Teil der Produktion seiner Tochter Evobus ins Ausland verlagern will, war das Entsetzen bei der Gewerkschaft und Teilen der Politik noch groß. Am Mittwoch haben das Unternehmen und der Gesamtbetriebsrat von Evobus nun konkrete Pläne und eine Vereinbarung präsentiert - und dafür Lob erhalten.

Das Unternehmen habe mit dem Gesamtbetriebsrat ein »Zukunftsbild zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der deutschen Standorte vereinbart«, hieß es laut Mitteilung. Gleichzeitig sollen bis Ende 2030 etwa 150 Millionen Euro in die Werke in Mannheim und Neu-Ulm investiert werden.

Der Standort Mannheim soll nach Angaben des Unternehmens künftig das Kompetenzzentrum für E-Stadtbusse werden. Ab 2024 sollen hier nur noch elektrische Stadtbusse produziert werden. Außerdem werde die Fertigung von Komponenten verstärkt. Neu-Ulm bleibe das Kompetenzzentrum für Reisebusse und werde weiterhin als einziger Standort Reisebusse der Marke Setra fertigen.

Ziel der »strukturellen Änderungen« sei es, dauerhaft die Kosten in Deutschland zu senken und so die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Neben der Verlagerung des Rohbaus nach Tschechien solle zudem die Zusammenarbeit im europäischen Produktionsverbund ausgebaut werden. Die Stückzahlen der Fahrzeuge würden künftig abhängig von der Auftragslage flexibel verteilt.

Der Mix aller Maßnahmen solle schrittweise zu mehr Kosteneinsparungen führen, sagte Till Oberwörder, Chef der Bussparte von Daimler Truck, der Deutschen Presse-Agentur. Er begründete die Maßnahmen mit neuen Wettbewerbern bei der E-Mobilität und einer verschärften Marktsituation, weshalb sich das Unternehmen bei den Kosten besser aufstellen müsse. Bis etwa 2030 sollen rund 100 Millionen Euro jährlich gespart werden.

Bis 2028 soll der Rohbau im Busgeschäft für die Standorte Mannheim, Neu-Ulm und Ligny-en-Barrois (Frankreich) vollständig nach Holýšov in Tschechien wandern. Dafür habe der Gesamtbetriebsrat die bestehende Zukunftssicherung für die Evobus-Beschäftigten in Deutschland von 2024 bis Ende 2033 verlängern können. Betriebsbedingte Kündigungen seien damit bis dahin ausgeschlossen.

In Mannheim sind laut Oberwörder 650 Mitarbeiter im Rohbau tätig. In der ersten Phase der Verlagerung, die jetzt sofort beginne, seien zunächst 250 Mitarbeiter betroffen. Diese sollen nun andere Aufgaben übernehmen und dafür qualifiziert werden. In Neu-Ulm seien keine Beschäftigten betroffen.

Man müsse die Verlagerung des Rohbaus ins Ausland akzeptieren, erklärte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Evobus, Bruno Buschbacher. Nur so könne das Unternehmen die notwendige Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. Eine Blockade hätte »in den kommenden Jahren nur noch mehr Unsicherheit gebracht und letztlich ein Sterben auf Raten bedeutet«. Er hob gegenüber der dpa hervor, dass eine Deckelung der Stückzahlen und der Beschäftigung an den Standorten nun vom Tisch sei. »Wenn die Aufträge da sind, lässt sich auch Wachstum in der Belegschaft erzeugen«, sagte Buschbacher.

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sprach von einem »sehr guten Resultat«, das von der gemeinsam getragenen Verantwortung von Arbeitgeber und Arbeitnehmern zeuge. »Das sind gute Nachrichten für den Industriestandort Mannheim«, teilten auch die Mannheimer SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch mit. »Es waren harte Verhandlungen und Auseinandersetzungen für die beiden Standorte, aber ich glaube, es hat sich gelohnt«, teilte der Geschäftsführer der Gewerkschaft IG Metall in Mannheim, Thomas Hahl, mit. Die Verlagerung sei ein schmerzlicher Einschnitt, jedoch habe man einen adäquaten Ersatz für die Beschäftigung am Standort vereinbaren können.

Mitteilung

© dpa-infocom, dpa:230301-99-784483/6