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EnBW-Chef: Sind auf Embargo für russische Kohle vorbereitet

Seit der Atomkatastrophe von Fukushima hat sich EnBW vom Atomstromer zu einem breiter aufgestellten Unternehmen gewandelt. Vor allem erneuerbare Energien sind stark ausgebaut worden. Doch wegen des Ukraine-Kriegs sind derzeit die Fossilen das wichtigere Thema.

EnBW-Hauptversammlung
Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg, aufgenommen nach der Bilanzpressekonferenz des Stromkonzerns. Foto: Marijan Murat
Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Energie Baden-Württemberg, aufgenommen nach der Bilanzpressekonferenz des Stromkonzerns.
Foto: Marijan Murat

Der Energiekonzern EnBW ist nach Worten von Vorstandschef Frank Mastiaux auf das von der EU-Kommission verhängte Importverbot für russische Kohle ab August vorbereitet. Seit Ende vergangenen Jahres werde die Kohlebeschaffung ausgeweitet, sagte er am Donnerstag auf der digitalen Hauptversammlung des Karlsruher Versorgers. Ergänzend zu Kolumbien, Südafrika und den USA würden nun Lieferungen aus Australien, Asien und Afrika geprüft. Im vergangenen Jahr hatte EnBW nach eigenen Angaben von rund 4,2 Millionen Tonnen Steinkohle 3,6 Millionen aus Russland bezogen.

Einen von der Bundesregierung angestrebten Ausstieg Deutschlands aus Kohle allgemein vor 2038 hält Mastiaux nach wie vor für realistisch.

Beim Gas kaufte der Konzern rund 495 Terawattstunden ein, den überwiegenden Teil auf im europäischen Großhandel. Rund 20 Prozent stammten aus direkten Verträgen mit russischen Lieferanten. »Die Mengen dieser Verträge reduzieren sich vertraglich bereits ab Anfang 2023«, sagte der Vorstandsvorsitzende. Auch werde der Einkauf von Flüssiggas ausgebaut. »Allerdings ist eine kurzfristige vollständige Ersatzbeschaffung bei einem theoretischen Entfall von russischem Gas auch für uns nicht zu machen.« Deutschland sei noch für einen längeren Zeitraum auf Gasimporte angewiesen.

Die Energieversorgung in Deutschland müsse stärker und schneller auf erneuerbare Energien und Wasserstoff ausgerichtet werden, forderte Mastiaux. »Damit einher gehen eine Ausweitung und eine effektive Beschleunigung aller notwendigen Investitionen in die erforderliche Infrastruktur«, sagte er. »Dafür brauchen wir heute mehr denn je schlanke Prozesse und eine effiziente Umsetzung.« Politik, Gesetze und Selbstorganisation müssten dies gewährleisten. Der Krieg werde die Energieversorgung tiefgreifend verändern.

Mit Blick auf eines der letzten drei bundesweit noch laufenden Atomkraftwerke in Neckarwestheim bei Heilbronn sagte Mastiaux: »Wir stehen weiterhin zum beschlossenen Ausstieg, dem wir seit 2011 konsequent mit einer langfristigen Strategie für den Rückbau unserer Kernkraftwerke folgen.« Sollte eine längere Laufzeit wegen des Kriegs relevant werden, »werden wir der Bundesregierung selbstverständlich mit unserer Erfahrung und unserer Kompetenz beratend zur Seite stehen und helfen, alle Optionen ergebnisoffen zu prüfen«.

Damit bekräftigte Mastiaux im Wesentlichen Positionen, die er bei der Vorstellung der Jahresbilanz genannt hatte. Der 58-Jährige verlässt EnBW Ende September. Nachfolger wird Andreas Schell, der vom Motorenbauer Rolls-Royce kommt.

Die Hauptversammlung beschloss die Ausschüttung einer Dividende von 1,10 Euro je Aktie und billigte die Vergütung der Vorstandsmitglieder: Bei Mastiaux sind das gut 3,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Zudem wurde der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz als Amtsnachfolger von Edith Sitzmann in den Aufsichtsrat gewählt.

Der Betriebsgewinn (bereinigtes Ebitda) der EnBW stieg im vergangenen Jahr weiter - auf 2,96 Milliarden Euro. Der Jahresumsatz betrug knapp 32,15 Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigt mehr als 26 000 Menschen und beliefert rund 5,5 Millionen Kunden und Kundinnen.

Börseninfo EnBW

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Mitteilung zur Hauptversammlung

© dpa-infocom, dpa:220504-99-157581/3