Logo
Aktuell Land

Eisenmann will für Hunderte neue Lehrerstellen kämpfen

Es fehlen Lehrer - Eltern beklagen Unterrichtsausfälle. Ministerin Eisenmann will deshalb für neue Lehrerstellen kämpfen. Aber die Verhandlungen über den neuen Doppelhaushalt dürften schwierig werden.

Susanne Eisenmann
Susanne Eisenmann (CDU), Kultusministerin in Baden-Württemberg, antwortet bei einem Gespräch mit dpa-Journalisten auf Fragen. Foto: Bernd Weißbrod/Archiv
Susanne Eisenmann (CDU), Kultusministerin in Baden-Württemberg, antwortet bei einem Gespräch mit dpa-Journalisten auf Fragen. Foto: Bernd Weißbrod/Archiv

STUTTGART. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will für den anstehenden Landeshaushalt zahlreiche neue Lehrerstellen beantragen. »Wir werden sicher in eine Größenordnung von einigen Hundert neuen Lehrerstellen pro Haushaltsjahr kommen«, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. »Wir brauchen die neuen Stellen zum Beispiel für den Ausbau des Ethik-Unterrichts und der Inklusion.« Inklusion ist die Einbeziehung behinderte Kinder in den regulären Schulunterricht.

Die grün-schwarze Landesregierung will den Etat für 2020/2021 in diesem Jahr aufstellen und durch den Landtag bringen. Eisenmann stützt sich auf eine Prognose, wonach in Baden-Württemberg bis 2030 rund 10 600 neue Lehrerstellen nötig sind.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte diese Zahl mit Stirnrunzeln zur Kenntnis genommen und darauf verwiesen, dass neue Stellen dauerhafte Mehrausgaben seien. Diese müssten aber begrenzt werden, weil 2020 die Schuldenbremse gilt. Sie besagt, dass die Bundesländer grundsätzlich keine neuen Schulden mehr machen dürfen.

Eisenmann erinnerte daran, dass die grün-rote Vorgängerregierung in ihren Anfangsjahren sogar eine Streichung von 11 600 Lehrerstellen angepeilt hatte. »Das war ein Fehler - und sich das einzugestehen, fällt keinem leicht«, sagte sie zu Kretschmanns Reaktion. »Wenn ich jetzt sage, unsere Prognose zeigt, dass wir bis 2030 rund 10 600 Stellen brauchen, muss man damit erst einmal umgehen.«

Auch Eisenmann beteuerte, die Schuldenbremse im Blick zu haben. »Mir ist klar, dass nicht alles geht, was wünschenswert wäre.« Aber sie traue sich zu, zu sagen, was bildungspolitisch notwendig sei. »Und ich werde da für Mehrheiten werben.« Wenn man zu anderen Entscheidungen komme, müssen man diese auch begründen. Die entscheidenden Ansprechpartner seien für sie die beiden Regierungsfraktionen.

Eisenmann sagte, der neuen Prognose zufolge bräuchte man 2020/21 noch mehr Lehrerstellen, als sie beantragen werde. Im Moment gebe es aber noch einen Lehrermangel. Elternvertreter hatten kritisiert, dass zu viel Unterricht ausfalle. Eisenmann räumte ein: »Zum kommenden Schuljahr werden wir immer noch eine schwierige Situation haben, weil der Fachkräftemangel nach wie vor erkennbar ist.« Sie kündigte aber neue Maßnahmen an, die die Probleme abmildern sollen.

So wolle sie das so genannte Vorgriffsstundenmodell einführen. »Das heißt, dass Lehrer in Mangelfächern freiwillig für zwei bis drei Schuljahre mehr arbeiten und im Gegenzug in den Folgejahren weniger arbeiten können«, erklärte Eisenmann. »Sie bekommen dann aber durchgängig das gleiche Geld.« Zudem gebe es junge Lehrer, die vorübergehend mehr arbeiten und sich das als Überstunden ausbezahlen lassen wollten, weil sie Geld bräuchten. »Diesen Punkt prüfen wir noch, weil die Umsetzung beamtenrechtlich nicht ganz einfach ist.«

Einen besonders großen Mangel an Kräften gibt es an den Grundschulen und in manchen Naturwissenschaften. Begehrt sind auch Sonderpädagogen. Laut Eisenmann gibt es aber keine Versuche Baden-Württembergs, Lehrer aus anderen Bundesländern aktiv abzuwerben. Die Kultusministerkonferenz habe dies 2009 untersagt. »Da halten wir uns dran.« Baden-Württemberg gehört mit Bayern und Sachsen zu den Ländern, die ihre Beamten am besten bezahlt.

Insgesamt gibt es nach Angaben des Ministeriums an allen öffentlichen Schulen in Baden-Württemberg derzeit mehr als 94 000 Lehrerstellen. (dpa)