STUTTGART. Baden-Württembergs Kultusministerin bedauert den schleichenden Abschied der Dialekte aus dem Unterricht und macht sich stark für die Mundart im Alltag und in den Schulen. »Dialekt gehört für mich mehr denn je dazu«, sagte Susanne Eisenmann (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. »Denn wenn Dialekt verschwindet, verschwindet mehr als nur Sprache. Es verschwindet auch das Wissen darüber.« Sprache habe mit der eigenen Geschichte zu tun. »Wer Dialekt spricht, spricht Herkunft.«
Ihr seien Fälle bekannt, in denen Eltern bei der Anmeldung an der Schule gezielt nach hochdeutschem Unterricht gefragt hätten, sagt die Ministerin. Das Argument der Eltern: Man könne dann ja beim Kind später nicht hören, wo es herkomme.
»Für mich ist das Thema inzwischen auch eine Frage des Selbstbewusstseins«, sagt Eisenmann, die auch CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl ist. »Die Bayern haben zum Beispiel einen ganz anderen Umgang damit. Der Dialekt wird dort viel selbstbewusster genutzt.« Dabei sei es doch schön, durch die Färbung herauszuhören, ob jemand aus der Kurpfalz stamme, von der Schwäbischen Alb oder aus Stuttgart. »Das sollten wir nicht vermeiden oder unterdrücken.«
Mit ihrem Appell für den Unterricht beißt Ministerin Eisenmann bei der Lehrer-Gewerkschaft dennoch auf Granit: »Lehrer sollten gute Sprachvorbilder sein, weil Kinder und Jugendliche dann leichter die Sprache lernen können«, sagt Doro Moritz, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). »Schule hat den Auftrag zu vermitteln, sich schriftlich und mündlich so auszudrücken zu können, dass man gesellschaftlich und beruflich erfolgreich sein kann.« (dpa)