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Curevac enttäuscht mit geringer Wirksamkeit des Impfstoffs

In dem Corona-Impfstoffkandidaten der Tübinger Pharmafirma Curevac lag viel Hoffnung. Neueste Daten zur Wirksamkeit sind enttäuschend. Anleger an der Börse reagieren deutlich. Doch das Ende des Impfstoffs von Curevac bedeutet das noch nicht.

Logo der Pharmafirma Curevac
Das Logo der Tübinger Pharmafirma Curevac an der Unternehmenszentrale. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Das Logo der Tübinger Pharmafirma Curevac an der Unternehmenszentrale. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

TÜBINGEN. Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac hat bei der Entwicklung seines Corona-Impfstoffs einen empfindlichen Rückschlag erlitten. Die Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten CVnCoV fällt einer Zwischenanalyse zufolge deutlich geringer aus als bei anderen bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen.

Wie das Unternehmen am Mittwochabend in einer Pflichtbörsenmitteilung bekanntgab, zeigt der Impfstoff eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung »jeglichen Schweregrades«. Damit habe er die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien nicht erfüllt.

Für die anderen in der EU verwendeten Impfstoffe sieht der Wert weitaus besser aus. Beim Präparat von Biontech/Pfizer zum Beispiel zeigten Daten aus Israel, dass Menschen mit vollem Impfschutz verglichen mit Ungeimpften eine um mehr als 90 Prozent verringerte Wahrscheinlichkeit für symptomatische Verläufe, also eine Covid-19-Erkrankung, haben.

Der Curevac-Impfstoffkandidat ist schon seit Dezember in der finalen und zulassungsrelevanten 2b/3-Studienphase. Während mehrere Konkurrenten ihre Vakzine auf den Markt gebracht haben, sammelt Curevac nach wie vor Daten. Wann und ob mit der nun bekanntgegebenen Wirksamkeit eine Zulassung des Impfstoffs möglich sein wird, ist unklar.

Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff ursprünglich in der Impfkampagne eingeplant, auf der jüngst vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Liste der Lieferplanungen war das Präparat aber nicht aufgeführt. Ein Sprecher des Ministeriums teilte am Donnerstag mit, die Curevac-Mitteilung habe keine Auswirkung auf das Tempo der deutschen Impfkampagne. Zuletzt hatte die Plattform »Business Insider« berichtet, in internen Lieferprognosen der Bundesregierung habe es noch Ende Mai geheißen, dass von Curevac bis Jahresende eine zweistellige Millionenmenge an Impfstoffdosen erwartet werde.

Der Börsenwert von Curevac hat sich am Donnerstag mehr als halbiert. Vorbörslich brachen die Titel beim Broker Lang & Schwarz um 56 Prozent ein auf 34,75 Euro. Zuletzt hatte die Firma ihre Aktionäre angesichts der massiven Zeitverzögerung immer wieder vertröstet. Bis Anfang Juni hatte es geheißen, das Unternehmen erwarte - abhängig von den klinischen Studiendaten - die Zulassung seines Impfstoffs in der EU zumindest noch bis Ende Juni. Doch kurz darauf wurde bekannt, dass sich das Verfahren weiter verzögern werde. Im Frühjahr 2020 war ein Chefentwickler für den Corona-Impfstoff für längere Zeit ausgefallen.

An Curevac ist über die Förderbank KfW seit Sommer 2020 zu knapp einem Drittel indirekt auch der Bund beteiligt. Auf diese Weise wollte Berlin das Unternehmen gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Den größten Anteil am Unternehmen hält der SAP-Mitbegründer und Investor Dietmar Hopp.

Zur Frage, wie es mit dem bisherigen Impfstoffkandidaten nun weitergehen soll, äußerte sich Curevac in der Mitteilung nicht im Detail. Allerdings lud das Unternehmen »interessierte Parteien« für Donnerstag (14.00 Uhr) zu einer Telefonkonferenz ein.

Curevac-Vorstandschef Franz-Werner Haas teilte mit, man habe auf stärkere Ergebnisse in der Zwischenanalyse gehofft. Man wolle die laufende Studie aber dennoch bis zur finalen Analyse fortsetzen. »Die endgültige Wirksamkeit könnte sich noch verändern.«

Das Präparat des Tübinger Unternehmens Curevac, das mit dem Pharmakonzern Bayer kooperiert, ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff - wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA).

Curevac arbeitet bereits in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmaunternehmen Glaxosmithkline an einer zweiten Generation seines Impfstoffs. Diese soll besser vor Virusvarianten schützen und ab dem dritten Quartal 2021 in ersten klinischen Studien getestet werden. (dpa)