STUTTGART. »Auch die Automobilindustrie kann für den Klimaschutz mehr tun, als sie muss«, schrieb Denner in einem Gastbeitrag für das »Handelsblatt« (Donnerstag). »Vor allem sollte sie ihn weniger eng angehen als bisher.« Dabei gehe es nicht nur um realitätsnahe Verbrauchsangaben wie sie mit dem neuen Abgas- und Verbrauchsprüfstandard WLTP eingeführt wurden. »Je umfassender wir den CO2-Ausstoß erfassen, desto wirksamer kann der Kampf gegen den Klimawandel sein.«
Nach langen Verhandlungen hatten sich die EU-Staaten in der Nacht zum Mittwoch darauf verständigt, dass Neuwagen im Jahr 2030 im Schnitt 35 Prozent weniger des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) ausstoßen sollen als 2020. Die CO2-Grenzwerte seien aber nur ein Teil des Bildes. Vielmehr müsse »die ganze Energiekette von Kraftwerken und Raffinerien bis zu den Fahrzeugen« betrachtet werden - »von der Quelle und nicht bloß vom Tank bis zum Rad«, so Denner. »Denn für das Weltklima zählt nicht bloß der direkte Ausstoß des Autos, vielmehr auch die Emission der Kraftstoff- und Stromerzeugung.«
Dabei gehe es nicht um eine Entscheidung zwischen Verbrennungsmotor und Elektroauto, die in der CO2-Gesamtbilanz nicht weit auseinander lägen, schrieb Denner weiter. »Es ist an der Zeit, nicht das eine gegen das andere auszuspielen, sondern auf beiden Seiten die richtigen Hebel anzusetzen.«
Der Bosch-Chef kritisierte zudem die Bundesregierung für ihren Ausstieg aus den Klimazielen 2020: »Diese merkwürdige Gelassenheit angesichts einer globalen Gefahr erscheint geradezu unverständlich.«