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Auch Stiko-Chef warnt vor Lockerungen der Corona-Maßnahmen

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) stimmt in den Chor kritischer Stimmen ein und warnt angesichts der hohen Infektionswerte vor der geplanten Lockerung der Corona-Maßnahmen. »Im Augenblick beobachtet man ein gewisses Auseinanderklaffen zwischen dem tatsächlichen Infektionsgeschehen in unserem Land und der bei den Menschen gefühlt geringeren Bedrohung«, sagte Thomas Mertens der »Schwäbischen Zeitung« in Ravensburg (Donnerstag). Durch hohe Inzidenzen steige aber auch die Zahl schwerer Erkrankungen bei Menschen mit Risiko. Außerdem stecke sich medizinisches Personal oft an und falle aus.

Thomas Mertens
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO). Foto: Bernd von Jutrczenka
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO).
Foto: Bernd von Jutrczenka

Inmitten immer höherer Infektionszahlen ringen Bund und Länder unterdessen weiter um den grundlegenden Weg aus der Krise über den Frühling hinaus. Vor neuen Beratungen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Länder-Regierungschefs an diesem Donnerstag brachte die Ampel-Koalition ihre Pläne in den Bundestag ein. Demnach soll es von Sonntag an nur noch wenige allgemeine Schutzregeln im Alltag geben. Die künftige bundesweite Rechtsgrundlage für Corona-Regeln soll unter hohem Zeitdruck an diesem Freitag von Bundestag und Bundesrat besiegelt werden. Von Ländern, Opposition und Sozialverbänden kamen Proteste und Warnungen.

Vom Sinn massenhafter Corona-Tests bei symptomlosen, gesunden Schülern zeigte sich der Ulmer Virologe Mertens indes nicht überzeugt. »In der derzeitigen epidemiologischen Situation muss der Nutzen dieser Maßnahme mit den möglichen Konsequenzen für die Kinder sehr kritisch neu überdacht und überprüft werden«, zitiert ihn die Zeitung. Dies sei eine einmalige Vorgehensweise, die es bei keiner anderen Infektionskrankheit so gebe.

Krankheitsverläufe bei Kindern seien meist unkompliziert. Diese hätten in der Pandemie aber besonders gelitten. »Allerdings ist das kaum durch die Virusinfektion selbst bedingt, sondern ganz vorwiegend durch die Isolierungsmaßnahmen einschließlich der Schulschließungen«, sagte Mertens.

© dpa-infocom, dpa:220316-99-549904/2