BÖBLINGEN. Freiheiten zum Beispiel in der Kultur oder Gastronomie auf Basis von flächendeckenden Schnelltests könnten nach Einschätzung des Böblinger Apothekers Björn Schittenhelm mehr Menschen davon überzeugen, sich testen zu lassen. »Wenn ich den Leuten etwas mehr Freiheiten gebe durch einen Test, dann steigen Testmoral und Akzeptanz erheblich«, sagte der »Erfinder« des sogenannten Böblinger Modells am Dienstag im ARD-Morgenmagazin. »Das ist genau das, was wir letztendlich brauchen. Wir brauchen viel, viel mehr Tests.« Zu vergleichen sei das mit dem Impfen. »Da brauchen wir auch eine Herdenimmunität von 70 Prozent, damit die Impfung funktioniert.«
Böblingen hatte Anfang Februar ein flächendeckendes Schnelltestangebot im Landkreis eingeführt. Angeboten werden mindestens zwei gratis Schnelltests pro Woche pro Kopf in fünf Testzentren und zahlreichen angehängten Stellen sowie kurze Wartezeiten und ein schnelles digital übermitteltes Ergebnis.
Mit dem Modell ist Schittenhelm zufrieden: Der Landkreis habe signifikant niedrigere Inzidenzwerte als andere Regionen in Baden-Württemberg, sagte der Apotheker dem ZDF. »Die Schnelltests sorgen dafür, wenn man sie flächendeckend fokussiert anwendet, dass man frühzeitig Infektionsketten entdeckt.« Das Risiko falscher Testaussagen sieht er nicht: »Unsere Erfahrungen aus dem Landkreis Böblingen haben gezeigt, dass 99,8 Prozent aller positiven Schnelltestergebnisse durch PCR-Tests bestätigt wurden.« Auch die Kosten seien vertretbar. »Ich glaube, der Lockdown kostet täglich eine Milliarde. Die Schnelltest-Strategie wird lange nicht so viel Geld auffressen.«
Am Dienstag (17.00 Uhr) wollen sich der Apotheker, der Böblinger Landrat Roland Bernhard und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einer Videokonferenz über das »Böblinger Modells« austauschen. (dpa)