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Anklage gegen fünf mutmaßliche Bordellbetreiber

Mehr als ein Jahr nach einer Großrazzia im Rotlicht-Milieu liegen die ersten Anklagen vor. Es geht um thailändische Transsexuelle, die in Bordellen unter anderem im Raum Frankfurt, in Speyer und Saarbrücken gearbeitet haben sollen.

Beamte der Bundespolizei
Vermummte Beamte der Bundespolizei während einer Razzia in einem Bordell. Foto: Boris Roessler/Archivbild
Vermummte Beamte der Bundespolizei während einer Razzia in einem Bordell. Foto: Boris Roessler/Archivbild

Frankfurt/Main (dpa) - Wegen des Aufbaus eines deutschlandweiten Prostitutions-Netzwerks mit Transsexuellen aus Thailand hat die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt fünf mutmaßliche Bordellbetreiber angeklagt. Die Vorwürfe richten sich gegen vier thailändische Frauen und einen deutschen Staatsangehörigen im Alter zwischen 49 und 63 Jahren, wie Oberstaatsanwalt Alexander Badle am Mittwoch mitteilte. Sie sollen gemeinsam mit weiteren Mittätern die Prostituierten per Flugzeug nach Deutschland eingeschleust haben.

Unter anderen handelte es sich laut Badle um Männer, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hatten. Dies geschehe in Thailand teils bereits mit der Absicht, sich zu prostituieren. Es gebe dazu eine große Nachfrage in Bordellen, wie sich bei den Ermittlungen gezeigt habe.

Die Prostituierten arbeiteten demnach zufolge in Bordellen zunächst in Siegen und dann in einem Rotationsverfahren bundesweit an weiteren Orten, darunter Maintal, Rodgau und Gießen in Hessen, Rastatt, Speyer und Saarbrücken. Vorgeworfen wird den Angeklagten auch gewerbs- und bandenmäßiges Einschleusen von Ausländern, Ausbeutung von Prostituierten, Vorenthalten und Veruntreuung von Arbeitsentgelt sowie Steuerhinterziehung. Schon am kommenden Dienstag soll laut Badle der Prozess vor dem Landgericht in Hanau beginnen.

Als hauptbeschuldigt festgenommen wurde ein deutsch-thailändisches Paar aus dem nordrhein-westfälischen Siegen - ein 63-Jähriger und eine 60-Jährige, die dort drei Bordelle betrieben. Mit »sexuellen Dienstleistungen aller Art« hätten die Prostituierten dort zunächst fünfstellige Beträge abarbeiten müssen, die ihnen für die Schleusung in Rechnung gestellt worden seien. Das Bordell in Maintal (Main-Kinzig-Kreis) sollen zwei Schwestern im Alter von 51 und 53 Jahren geführt haben, auch sie befinden sich unter den fünf Angeklagten.

Bei einer Großrazzia hatten mehr als 1500 Beamte der Bundespolizei am 18. April vergangenen Jahres insgesamt 62 Bordelle, Wohnungen und Büros in zwölf Bundesländern. Die Schwerpunkte lagen in Nordrhein-Westfalen (17 Objekte), Hessen (10), Niedersachsen (9) und Baden-Württemberg (9) durchsucht. Es war die bisher größte Durchsuchungsaktion in der Geschichte der Bundespolizei. Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen im Juni 2016 nach einer Kontrolle dreier Prostituierter in Maintal, die nur abgelaufene Visa vorzeigen konnten.

Den Angaben zufolge ermittelt die Frankfurter Behörde in dem Komplex noch gegen insgesamt 49 Beschuldigte - darunter aber keine Prostituierten. Verfahren gegen fünf Beschuldigte wurden an Staatsanwaltschaften in Baden-Baden und Saarbrücken abgegeben.

Die Ermittler stellten bisher die Personalien und Einreisedaten von 39 geschleusten Personen fest, die sich zwischen Juli 2012 und Dezember 2017 in den Bordellen prostituierten. Die Ermittler gehen den Angaben zufolge aber davon aus, dass deren Zahl tatsächlich »um ein Vielfaches höher« liegt - mindestens 150 bis 200, sagte Badle.

Alleine im Fall der 60 Jahre alten Hauptbeschuldigten geht die Staatsanwaltschaft von rund 2,73 Millionen Euro Schaden durch Steuerhinterziehung aus. Den Schaden für die Sozialversicherung, der alleine ihr zur Last gelegt wird, beziffern die Ermittler auf 1,7 Millionen Euro.