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Aktuell Startformation

Hoffen auf den Heilsbringer

Bundestrainer Joachim Löw nennt Marco Reus »eine Rakete«. Gegen Schweden soll sie endlich zünden

Bundestrainer Joachim Löw (links) ist von Marco Reus überzeugt. FOTO: DPA
Bundestrainer Joachim Löw (links) ist von Marco Reus überzeugt. Foto: Eibner
Bundestrainer Joachim Löw (links) ist von Marco Reus überzeugt.
Foto: Eibner

SOTSCHI. Marco Reus sagt es nicht. Aber er geht davon aus, dass er gegen Schweden am Samstag in Sotschi in der Startformation des Weltmeisters steht. Was Marco Reus auch nicht sagt: Es wird nicht einfach nur das erste Spiel bei einer Weltmeisterschaft von Beginn an, es wird auch das Ende einer langen Leidenszeit sein. Marco Reus wäre unter normalen Umständen vermutlich selbst längst Weltmeister. Bislang hat der Mann aber kein Glück gehabt, wenn es um große Turniere ging. Meist war er vorher verletzt. Jetzt erwartet Fußball-Deutschland von ihm nicht weniger als die Wende zum Guten. Marco Reus, der Heilsbringer des Weltmeisters?

»Grundsätzlich bekommt man schon mit, dass die Leute wollen, dass ich spiele. Aber die Entscheidung darüber liegt nicht in meiner Hand«, sagt Reus. Was soll er auch sonst sagen? »Der Bundestrainer kennt mich seit Langem. Ich hoffe, dass ich gegen Schweden zum Einsatz komme, auf welcher Position ist mir egal.« Dass das Spiel gegen Schweden Wende oder Ende für den Weltmeister sein kann, weiß der Dortmunder auch: »Wir haben noch zwei Möglichkeiten, mehr nicht.«

»Grundsätzlich bekommt man schon mit, dass die Leute wollen, dass ich spiele«

Marco Reus war auch schon gegen Mexiko in der Startformation erwartet worden, Joachim Löw wechselte ihn aber erst im zweiten Durchgang ein. Reus brachte Struktur in die Offensive. Löw hatte Reus im Trainingslager in Südtirol »eine Rakete« genannt: »Marco ist wahnsinnig geschickt, intelligent und überraschend.« Gegen Mexiko entschied sich der Bundestrainer trotzdem für Julian Draxler. Marco Reus sagt: »Ich wusste lange vor dem Spiel gegen Mexiko, dass ich nicht in der Startelf stehe.« Gegen Schweden wird es anders sein. Neben Reus wird der zuletzt erkältete Jonas Hector für Marvin Plattenhardt in die Mannschaft rücken. Beide trainierten am Mittwochmorgen mit hoher Intensität. Die linke Angriffsseite wird gegen Schweden vermutlich die dominierende sein. »Wir haben gegen Mexiko zu viele Ballverluste gehabt. Mit weniger Ballverlusten sehen wir als Mannschaft besser aus«, sagt der Dortmunder Reus.

Im Trainingslager in Eppan hat er viele Gespräche mit dem Bundestrainer geführt. »Ich war lange verletzt, man spricht natürlich intensiv über Ziele und darüber, wie der Bundestrainer sich unser Spiel vorstellt.« Reus wird immer wieder nach 2014 gefragt, aber er ist diese Fragen ziemlich leid. Dass Mario Götze nach dem Titelgewinn das Trikot mit seiner Nummer 21 in die Kameras hielt, hat Reus nicht mitbekommen. »Ich habe das Spiel im Fernsehen gesehen und bin dann ziemlich schnell ins Bett gegangen.«

In Finale von Rio de Janeiro wollte er auch stehen, aber im letzten Testspiel gegen Armenien in Mainz musste Reus verletzt vom Platz. Syndesmoseriss, ein weiterer Riss durch seine Karriere. Der 29-Jährige verpasste nicht nur die Weltmeisterschaft in Brasilien, auch schon die Chance auf 2010 in Südafrika. Vor der Europameisterschaft 2016 verhinderte eine Schambeinentzündung die Nominierung für Frankreich. Im Pokalfinale 2017 riss das Kreuzband.

»Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich daran nicht denke. Es ist aber auch nicht so, dass ich deshalb in jeden Zweikampf mit Angst gehe.« Reus hat auf seine Chance gewartet. Und gegen Schweden wird sie sich endlich ergeben. »Wir haben nach den enttäuschenden Testspielen vielleicht ein wenig zu leichtfertig gedacht, dass sich die Dinge bei den wichtigen Spielen regeln und wir mit der notwendigen Frische dabei sind. Aber wir haben unsere Leistung nicht steigern können«, sagt Thomas Müller im Rückblick auf das Spiel gegen Mexiko.

»Es ist nicht so, dass ich deshalb in jeden Zweikampf mit Angst gehe«

»Wir sind selbstkritisch genug, unsere Fehler gegen Mexiko zu benennen und offen anzusprechen. Wir werden das Spiel gegen Schweden aber nicht gewinnen, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen. Wir wollen nichts mehr als den Erfolg, wir müssen positiv nach vorne schauen, wenn wir als Weltmeister nicht schon nach der Vorrunde nach Hause fahren wollen«, meint der Münchner. Reus und Müller dementieren vehement, dass es Streit in der Mannschaft gibt. Thomas Müller: »Ich habe da schon anderes erlebt. 2012 hatten wir nicht die beste Chemie im Team, davon kann in Russland aber nicht die Rede sein.«

Auch Müller rechnet gegen Schweden trotz enttäuschender Vorstellung gegen Mexiko mit seinem Einsatz: »Jeder will sich einbringen, jeder will spielen. Wenn nicht, ist man frustriert. Ich wäre es jedenfalls, wenn ich nicht spiele.« Vermutlich wird der Bundestrainer gegen Schweden auch an Mesut Özil und Sami Khedira festhalten, auch wenn die deutsche Öffentlichkeit das nicht versteht. Der Bundestrainer glaubt an seine Mannschaft und seine Helden von Rio. Und an Marco Reus. (GEA)