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Katastrophe in der Krise - Rätsel um Flugzeugabsturz im Iran

Kurz nach dem Start stürzt ein Passagierflugzeug aus der Ukraine bei Teheran ab. Niemand überlebt. Der Absturz fällt zusammen mit der politisch hochbrisanten Lage im Iran. In der Ukraine weckt das schlimme Erinnerungen.

Trümmer
Eine Rettungskraft begutachtet ein größeres Trümmerteil der ukrainischen Passagiermaschine. Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa
Eine Rettungskraft begutachtet ein größeres Trümmerteil der ukrainischen Passagiermaschine. Foto: Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Teheran/Kiew (dpa) - Von der Boeing 737 auf ihrem Flug vom Iran in die Ukraine sind nur noch Trümmer übrig geblieben. Rettungskräfte suchen auf einem Feld zwischen den verkohlten Überresten der Maschine nach Überlebenden.

Schnell ist klar: Niemand hat den Absturz der ukrainischen Passagiermaschine unweit des Flughafens der iranischen Hauptstadt Teheran überlebt. Mehr als 170 Menschen sterben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist geschockt. Er spricht von »schrecklichen Nachrichten aus dem Nahen Osten«. Die Ukraine will nun alle möglichen Ursachen prüfen - denn der Absturz weckt schlimme Erinnerungen.

Stunden nach dem Absturz ist völlig unklar, weshalb die Maschine von Ukraine International Airlines kurz nach dem Start zu Boden stürzte. Der Vorfall fällt in die politisch angespannte Lage in dem Land. In den vergangenen Tagen hat sich der Konflikt des Irans mit den USA dramatisch zugespitzt. Ob es einen Zusammenhang gibt, ist unklar.

Der Präsident der Airline, Jewgeni Dychne, ringt mit Worten, als er vor Journalisten tritt. »Es war eines unserer besten Flugzeuge, mit einer ausgezeichneten zuverlässigen Mannschaft«, sagt er sichtlich bewegt. Die Maschine sei erst seit 2016 für das Unternehmen im Einsatz, das 1992 gegründet wurde und seither noch keine großen Unglücke hatte. Die Boeing des Typs 737-800 NG sei erst am Montag überprüft worden - ohne Probleme, wie die Fluggesellschaft beteuert.

Wie viele Menschen genau an Bord waren, ist lange unklar. Kiew und Teheran sprechen erst am späten Nachmittag von 176 Menschen. Die Passagiere stammten aus sieben verschiedenen Ländern, sagen die Behörden in Kiew. Die Ukraine spricht zunächst auch davon, dass drei Deutsche gestorben sein sollen. Das Auswärtige Amt in Berlin teilt später mit, darüber keine Erkenntnisse vorliegen zu haben.

Was genau in den letzten Minuten von Flug PS 752 von Teheran nach Kiew geschah, darauf könnte die Blockbox mit den Flugdaten Antworten geben. Sie wurde nach iranischen Angaben zwischen den Trümmern gefunden. Die Maschine hatte der Airline zufolge nach dem Start bereits eine Höhe von 2400 Metern erreicht, bevor es zum Absturz kam. »Die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler der Besatzung ist minimal«, meint der Vizepräsident der Fluggesellschaft Igor Sosnowski.

Die iranischen Behörden haben recht schnell eine mögliche Ursache präsentiert: Die Luftfahrtbehörde sprach Medienberichten zufolge von einem technischen Defekt. Auf welcher Grundlage diese Einschätzung beruhte, blieb offen. Selenskyj sagt dazu nur: »Ich bitte alle sehr, von Spekulationen und der Verbreitung ungeprüfter Versionen zur Katastrophe bis zur Veröffentlichung offizieller Informationen Abstand zu nehmen.« Er wählt seine Worte mit Bedacht.

In der Ukraine weckt der Absturz Erinnerungen an den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 2014 über der Ostukraine. Damals wurden 298 Menschen unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen durch eine Luftabwehrrakete plötzlich in den Tod gerissen.

»Wir müssen alle möglichen Versionen prüfen«, ließ Selenskyi über seinen Pressedienst mitteilen. Den Generalstaatsanwalt wies er an, ein Strafverfahren einzuleiten. Alle Maßnahmen werde Selenskyj persönlich kontrollieren. Dazu beendet er auch seinen Aufenthalt im Sultanat Oman auf der arabischen Halbinsel, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Krisenherd befindet.

Nachrichtenagentur Isna, Persisch