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Norovirus nach Besuch von Stuttgarter Frühlingsfest

Erbrechen, Durchfall, Übelkeit: Ein Besuch des Stuttgarter Frühlingsfests sorgt bei vielen Gästen für Magen-Darm-Beschwerden. Alle gingen in dasselbe Festzelt.

Stuttgarter Frühlingsfest
Bisher gibt es noch keinen konkreten Verdacht, wo und wie sich die Menschen tatsächlich infiziert haben. Foto: Marijan Murat/DPA
Bisher gibt es noch keinen konkreten Verdacht, wo und wie sich die Menschen tatsächlich infiziert haben.
Foto: Marijan Murat/DPA

Die Besucher des Stuttgarter Frühlingsfests sind vereinzelt verunsichert. »Wir würden ungern krank vom Wasen zurückkommen«, sagte eine junge Frau, die auf dem Festgelände unterwegs war. Der Grund: Nach dem Besuch leiden deutlich mehr als 300 Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden - bei zwei Erkrankten sind Noroviren nachgewiesen worden.

Alle Betroffenen hätten am Wochenende dasselbe Festzelt besucht und danach über Erbrechen, Übelkeit und Durchfall geklagt, teilten die Behörden mit. Die Stadt sprach von einem größeren Ausbruchsgeschehen. Man habe Hinweise auf einige Hundert Magen‐Darm‐Erkrankungen erhalten. 

Der Betreiber des betroffenen Zeltes »Göckelesmaier«, Karl Maier, vermutete der »Heilbronner Stimme«zufolge, dass die Norovirus-Infektion auf Gäste zurückgeht. »Offensichtlich hat uns da jemand das Norovirus mitgebracht«, sagte Maier der Zeitung. Eine infizierte Gruppe oder mehrere infizierte Menschen hätten am Samstag das Zelt besucht und andere Besucher angesteckt. Laut Maier fand die Infektionswelle am Samstag statt, seither »sind keine Fälle dazugekommen«. 

Bei der Hygiene und beim Essen habe es zu keiner Zeit Beanstandungen gegeben, so Maier gegenüber der Zeitung weiter. »Wir werden auf das Strengste kontrolliert.« Die Stadt stehe mit Maier in Kontakt und habe die Hygienemaßnahmen bereits verschärft. »Was in unserer Macht steht, tun wir«, wurde der Festwirt weiter zitiert. Das Zelt darf aber geöffnet bleiben, wie ein Stadtsprecher mitteilte. Der Betreiber sei sehr kooperativ. 

Untersuchung von Lebensmittelproben

Nach Angaben des Sozialministeriums wurden bei zwei Erkrankten inzwischen Noroviren in Stuhlproben festgestellt. Das Landesgesundheitsamt sei bereits im engen fachlichen Austausch mit dem Gesundheitsamt Stuttgart. Derzeit würden Stuhlproben von Erkrankten im Labor des Landesgesundheitsamtes auf Darm-Erreger untersucht. Das Landesgesundheitsamt stehe auch in enger Verbindung mit den Chemischen und Veterinäruntersuchungsämtern Stuttgart (CVUA). Dort seien Untersuchungen von Lebensmittelproben angelaufen. Über das Landesgesundheitsamt würden alle Gesundheitsämter im Südwesten und das Robert Koch-Institut über das Ausbruchsgeschehen informiert, teilte das Sozialministerium weiter mit.

Die Symptome sprächen für eine virale Erkrankung, hatte die Stadt zuvor erklärt. Es verdichteten sich die Hinweise, dass es sich um das Norovirus handle. Unter den Betroffenen seien sowohl Besucher des Festes als auch Bedienstete des betroffenen Zeltes. 

Die Lebensmittelüberwachung und das Gesundheitsamt seien sofort nach Eintreffen der ersten Meldungen vor Ort gewesen und hätten in dem Zelt die Hygiene überprüft und Proben der Lebensmittel genommen. Es gehe nun in erster Linie darum, das Ausbruchsgeschehen einzudämmen und die Quelle der Infekte zu finden. Der Schwerpunkt liege auf den zentralen Servicebereichen des Zeltes. 

Noroviren verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, sind sehr ansteckend und verbreiten sich rasend schnell - besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, etwa in Kindergärten, Altenheimen oder Krankenhäusern. Eine Infektion verläuft meist kurz und heftig. Betroffene fühlen sich schwach, haben oft Bauch-, Kopf- und Gliederschmerzen, manchmal leichtes Fieber.

Die Kommune riet Betroffenen, sich an das Gesundheitsamt und ihren Hausarzt zu wenden. Erkrankte sollten die empfohlenen Hygienemaßnahmen beachten, um die weitere Ausbreitung zu unterbinden.

Etwas mehr Patienten im Klinikum Stuttgart

Ein Sprecher des Klinikums Stuttgart sagte, am Wochenende habe es ein leicht erhöhtes Aufkommen von Patienten mit Bauchschmerzen in der Notaufnahme gegeben. Von den Patienten wisse man vereinzelt, dass sie das Frühlingsfest besucht hätten. Alle Patienten seien nur ambulant behandelt worden.

Das 84. Stuttgarter Frühlingsfest hat am Samstag mit dem traditionellen Fassanstich begonnen. An 23 Tagen haben die Schausteller ihre Fahrgeschäfte, Buden und Imbisse geöffnet, in den Festzelten wird ausgeschenkt und aufgespielt. Die Veranstalter sind zurückhaltend und erwarten nach eigenen Angaben mehr als eine Million Besucher. »Wir sind eine Open-Air-Veranstaltung und vom Wetter abhängig«, teilte die in.stuttgart Veranstaltungsgesellschaft im Vorfeld mit. Im vergangenen Jahr waren 1,4 Millionen Menschen gezählt worden, es war eines der bestbesuchten Frühlingsfeste der vergangenen Jahrzehnte. 

© dpa-infocom, dpa:240424-99-788441/10