Logo
Aktuell Ausland

Campus-Proteste: Columbia-Studierende besetzen Gebäude

An der New Yorker Elite-Uni Columbia spitzt sich die Lage weiter zu. Demonstrierende besetzen in der Nacht ein Hochschulgebäude. Auch das Weiße Haus meldet sich zu Wort.

Protest
Studierende blockieren den Eingang der Hamilton Hall an der Columbia University in New York nach der Besetzung. Foto: Marco Postigo Storel/DPA
Studierende blockieren den Eingang der Hamilton Hall an der Columbia University in New York nach der Besetzung.
Foto: Marco Postigo Storel/DPA

Die seit knapp zwei Wochen andauernden propalästinensischen Demonstrationen an der New Yorker Elite-Universität Columbia drohen zu eskalieren. In der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) drangen Demonstrierende in ein Gebäude auf dem Campus im Norden Manhattans ein. Es handelt sich um die Hamilton Hall, die auch 1968 während eines Protests gegen den Vietnam-Krieg besetzt worden war. Das Weiße Haus übte deutliche Kritik.

Auf Videos war zu sehen, wie vermummte Personen mit schwarz-weißen Palästinensertüchern Fenster einschlugen und den Eingang des Gebäudes mit Stühlen und Tischen verbarrikadierten. Nach Angaben der Studierendenzeitung »Columbia Spectator« befanden sich mehrere Dutzend Protestierende in dem Gebäude. Hunderte weitere demonstrierten demnach davor. Die Polizei halte sich außerhalb des Universitätsgeländes für den Fall bereit, dass es Verletzte gebe.

Die Studierendengruppen »Columbia Students for Justice in Palestine« und »Columbia University Apartheid Divest« kündigten an, die Hamilton Hall nicht zu verlassen, bis ihre Forderungen erfüllt würden. »Ein Gebäude zu besetzen, ist ein geringes Risiko im Vergleich zum täglichen Widerstand der Palästinenser im Gazastreifen«, hieß es in einer auf der Plattform X, früher Twitter, verbreiteten Stellungnahme. Die Universität Columbia empfahl Studierenden und Mitarbeitenden, aus Sicherheitsgründen am Dienstag nur in dringenden Fällen den Campus aufzusuchen und schränkte den Zugang zu dem Gelände weiter ein.

Am Montag hatte die Universität angekündigt, Studentinnen und Studenten zu suspendieren, sollten sie ein Protestcamp auf dem Universitätsgelände nicht bis zum Nachmittag verlassen. Die Demonstrierenden kritisieren das Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und fordern Solidarität mit den Palästinensern. Außerdem verlangen sie von der Hochschule, finanzielle Beziehungen mit Israel zu beenden. Die Universität lehnte das am Montag ab.

Auch die US-Regierung reagierte auf die Besetzung während der Nacht: »Die gewaltsame Übernahme eines Gebäudes auf dem Campus ist der absolut falsche Weg. Das ist kein Beispiel für friedlichen Protest«, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Ein kleiner Prozentsatz von Studierenden sollte nicht in der Lage sein, die akademische Ausbildung aller zu stören. »Studenten, die für ihren Universitätsbesuch bezahlen und eine Ausbildung anstreben, sollten dieser ungestört folgen können, und sie sollten sich dabei sicher fühlen können«, sagte Kirby weiter. Hassrede und Symbole des Hasses hätten in den USA keinen Platz. 

Herzog: »Gefahr für die akademische Freiheit«

Vor knapp zwei Wochen hatte ein Einsatz der New Yorker Polizei an der Universität Columbia für Aufsehen und Kritik gesorgt, in der Folge kam es an Dutzenden Universitäten in den USA zu Protesten und den Aufbau von Zeltlagern. Seitdem wurden landesweit laut »New York Times« mehr als 800 Menschen festgenommen, darunter auch Hochschulpersonal. Einigen wird Antisemitismus und die Verharmlosung der islamistischen Hamas vorgeworfen, deren Ziel unter anderem die Vernichtung des Staates Israel ist.

Israels Präsident Izchak Herzog nannte die »entsetzlichen antisemitischen Aktionen« an der Universität Columbia zutiefst beunruhigend. »Die amerikanische Wissenschaft muss sich der Bedrohung bewusst werden«, schrieb Herzog auf der Plattform X. Er sprach von »einer klaren und gegenwärtigen Gefahr für die akademische Freiheit und für das Leben der Juden auf dem Campus.« Herzog forderte Maßnahmen, um Antisemitismus auf dem Campus zu unterbinden.

Die Hamas und andere islamistische Gruppen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres etwa 1200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte daraufhin mit einer Bodenoffensive und Luftschlägen in dem Küstengebiet. Durch israelische Angriffe wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Kriegsbeginn etwa 34.500 Menschen getötet.

© dpa-infocom, dpa:240430-99-860950/7