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Falken suchten Schlafplatz und fanden ihn in Mähringen

Ein Turmfalkenpärchen ist in Kusterdingen-Mähringen unter dem Dach einer Familie eingezogen. Was die Vögel da wollen und wann sie wieder ausziehen, ist unbekannt.

Die Mähringer Turmfalken zeigen sich nur spät, sodass sie schwer zu fotografieren sind. Unser Bild zeigt ein Falkenpaar, das 202
Die Mähringer Turmfalken zeigen sich nur spät, sodass sie schwer zu fotografieren sind. Unser Bild zeigt ein Falkenpaar, das 2021 im Jettenburger Kirchturm gewohnt hat. Foto: Andreas Straub
Die Mähringer Turmfalken zeigen sich nur spät, sodass sie schwer zu fotografieren sind. Unser Bild zeigt ein Falkenpaar, das 2021 im Jettenburger Kirchturm gewohnt hat.
Foto: Andreas Straub

KUSTERDINGEN-MÄHRINGEN. Elstern, Amseln, Wildtauben, Rotkehlchen, Buntspechte, Spatzen und Meisen - all das gab es schon bei der Familie Eyth-Armbruster aber Turmfalken hatten sie noch nie. Seit Kurzem ist im Kusterdinger Teilort Mähringen ein Turmfalkenpärchen eingezogen. Die Bewohner des Hauses kamen abends nach Hause und haben sich gewundert, was der dunkle Fleck unter dem Dach ist. Mit Kamera und großem Objektiv bewaffnet gingen sie auf Erkundung.

Am Gefieder der beiden Vögel hat Stefanie Eyth-Armbruster erkannt, dass es sich um ein Männchen und ein Weibchen handelt. Laut Nabu haben sie unterschiedliche Gefiederfärbungen, Weibchen sind tendenziell etwas größer. Bei Männchen sind die rostbraune Oberseite mit schwarzen Rautenmustern sowie der graue Kopf und der graue Schwanz mit einer schwarzen Endbinde charakteristisch. Weibchen sind eher unauffällig braun gefärbt und haben am braunroten Rücken dunkle Querbänder.

Das Weibchen ist ausgezogen

Die eigentlichen Bewohner des Hauses haben gehofft, dass sich die Zwei - statt des Balkens - ein gutes Nest suchen, wenn sich der Nachwuchs ankündigt. Seit wenigen Tagen lässt sich nur noch das Männchen blicken. Es kommt gegen 20 Uhr zum Schlafen und fliegt morgens gegen 6 Uhr wieder. Die Vermutung liegt nahe, dass sich das Weibchen einen Brutplatz gesucht hat.

Ein bisschen versteckt: Das Turmfalkenpärchen hat es sich auf dem Balken gemütlich gemacht.
Ein bisschen versteckt: Das Turmfalkenpärchen hat es sich auf dem Balken gemütlich gemacht. Foto: Stefanie Eyth-Armbruster
Ein bisschen versteckt: Das Turmfalkenpärchen hat es sich auf dem Balken gemütlich gemacht.
Foto: Stefanie Eyth-Armbruster

Der Vogelexperte Harald Mohr aus Immenhausen ist für den Nabu tätig und kennt sich aus mit solchen Fällen. Er weiß, dass es für Turmfalken eher untypisch ist, zu zweit unterwegs zu sein. Dort, wo sie sich aufhalten, wählen sie immer den höchsten Punkt. Mohr erzählt, dass sich die Vögel am Mähringer Kirchturm in luftigen zehn Metern Höhe sehr wohl fühlen.

Balzsaison beginnt

Für das Turmfalken-Pärchen prognostiziert er, »wenn es Frühling wird, sind sie weg.« Denn die Tiere suchen sich vor allem im Winter, wenn die Bäume kahl sind, andere geschützte Plätze. Häufig erlebt er, dass sie sich bei neuen Einfamilienhäusern unter dem Dach auf den Balken setzen. Viele Bewohner finden das nicht gut, denn die Untermieter hinterlassen viel Dreck. Neben auffälligem weißen Kot spucken sie auch sogenannte Gewölle aus. Diese bestehen aus großen Knochen, die sie nicht verdauen konnten.

Im April beginnt die Balzsaison der Turmfalken. Für gewöhnlich bekommen sie fünf Junge. Die Beutetiere bauen sich aber keine eigenen Nester sondern suchen sich entweder alte Krähen- oder Bussard-Nester. Manche Tiere sind Nischenbrüter, sie suchen sich kein Nest, sondern einen anderen geschützten Platz. Mohr weiß, dass sie sich oft in Scheunen und dort in alten Eulenlöchern ihren Brutplatz suchen.

Rüttelfalken

Turmfalken werden auch Rüttelfalken genannt, denn sie können oft dabei beobachtet werden, wie sie über einem Feld in der Luft stehen bleiben. Dass machen sie um ihre Beute besser ausspähen zu können. (lina)

Der Vogelexperte erzählt, dass er einmal an einer Feldscheune Kästen für Turmfalken, die auf einer Stromleitung saßen, aufgehängt hat. Die Kästen blieben jedoch leer. Nach längerem wurde der Grund rausgefunden, sie hatten sich stattdessen andere Löcher in der Scheune gesucht.

Bei Stefanie Eyth-Armbruster sieht es so aus, als sei das Weibchen schon wieder ausgezogen. Auf die Frage ob das Paar ihr fehlen wird, antwortet sie: »Natürlich. Wir schauen beim Heimkommen immer automatisch, ob einer oben sitzt.« Ihr Mann habe sogar schon extra eine Krähe verscheucht, die sich auf den Platz der Turmfalken gesetzt hat. (GEA)