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Spannend und voller Leben

REUTLINGEN. Der Besuch des Pathologischen Instituts im »Klinikum am Steinenberg« in Reutlingen wischt ein weit verbreitetes Vorurteil beiseite: Pathologie ist nicht, wie häufig angenommen, die Beschäftigung mit Toten oder Totem, sondern eine sehr lebendige Wissenschaft und lebensverlängernde Aufgabe. Wenn man beispielsweise Oberärztin Dr. Gabriele Deubler, die an diesem Institut arbeitet, nach ihrem Beruf fragt, weist sie darauf entschieden hin. Das Institut für Pathologie besteht aus einem Pathologenteam mit Chefarzt Prof. Dr. Arne Burkhardt, zwei Oberärzten, drei Assistenten und 19 Mitarbeitern im medizinisch-technischen Bereich, Sekretariat und Obduktionsbereich. Es versorgt diagnostisch alle Kliniken im Kreis Reutlingen und Einsendungen niedergelassener Ärzte.

Als Arzt ist der Pathologe überwiegend an der Patientenversorgung beteiligt. Er bekommt aus allen Regionen des menschlichen Organismus Zellen oder Gewebe zur Untersuchung. Die Pathologie beschäftigt sich intensiv mit den Prinzipien der Krankheitslehre. Dies setzt ein großes, theoretisch-medizinisches Basiswissen voraus. Gabriele Deubler hat ein sechsjähriges Medizinstudium und zusätzlich eine sechsjährige Facharztausbildung hinter sich.

Krebsdiagnostik überwiegt

Die wichtigste Aufgabe der heutigen Pathologie ist die Krebsdiagnostik. Die Untersuchung erfolgt am entnommenen, krankhaft veränderten Gewebe des Patienten. Die vom Pathologen gestellte Diagnose entscheidet letztendlich über das anschließend angewandte Therapieverfahren. Das erkrankte Gewebe eines Patienten hat einen langen Weg bis zur endgültigen Diagnose. Eine Gewebeprobe wird in einer Dose mit Informationszettel an der Annahme des Labors der Pathologie abgegeben. Dort wird sie mit einer Nummer versehen und mit allen Daten in dem Computer gespeichert. Alle in späteren Arbeitsschritten erhobenen Befunde am Gewebe eines Patienten werden später im Computer unter seinem Namen zusammengeführt. Die Gewebeprobe kommt nun geradewegs ins Labor. Als erstes wird sie zurecht geschnitten, das heißt es wird ein kleines Stück, an dem man den Übergang vom gesunden ins kranke Gewebe gut erkennen kann, herausgeschnitten. Hier erfolgt zugleich der erste Schritt der Diagnose, die makroskopische Beschreibung: die Beurteilung des entnommenen Gewebes mit Hilfe des bloßen Auges und des Tastsinns. Die Beschreibung wird vom Arzt auf Band aufgenommen. Das kleine Stück Gewebe kommt in eine Kapsel, die als nächstes ihren Weg zum Einbettraum einschlägt. Dort wird sie in Maschinen fixiert, in Alkohol entwässert und in Paraffin eingebettet. Meistens geschieht dieser Vorgang über Nacht.

Die entstandenen Wachsplättchen, in denen sich das Gewebe befindet, werden mithilfe spezieller Maschinen hauchdünn geschnitten und auf Objektträger - kleine Glasplättchen - gebracht. Das Gewebe auf den Glasplättchen wird gefärbt: Zellkerne blau und Zytoplasma rosa (Hämatoxillin-Eosin). Als letzter Schritt der Diagnose erfolgt die Untersuchung am Mikroskop, die von den Pathologen durchgeführt wird. Dies nennt man den mikroskopischen Bericht.

Obduktionen oft unverzichtbar

Es wird zum Beispiel die Ausdehnung eines Tumors dokumentiert, der Grad der Bösartigkeit, wie weit der Tumor in das umgebende Gewebe eingewachsen ist und andere wichtige Einzelheiten. Zusammen mit dem makroskopischem Bericht ergibt der mikroskopische die endgültige Diagnose. Über diesen Befund schreibt die Oberärztin einen Bericht für den Patienten und behandelnden Arzt. Nach zwei bis drei Tagen ist die endgültige Diagnose fertig.

Bei besonderen Fällen nimmt die Oberärztin auch an einer Tumorkonferenz teil, bei der die Pathologie, die Klinik und die Strahlenmedizin versammelt sind. Selbstverständlich werden in der Pathologie auch Obduktionen durchgeführt, jedoch ist es ein geringerer Teil ihrer Arbeit.

Dennoch ist die Obduktion ein unverzichtbarer Bestandteil der ganzheitlich ausgerichteten, qualitätsgesicherten Medizin. Die Obduktion dient der Feststellung von Grund- und Folgeerkrankungen, medizinisch unklaren Todesursachen oder der Überprüfung therapeutischer Verfahren. Dies dient der Verbesserung der Behandlung. Ich persönlich habe einen Tag im Pathologischen Institut Reutlingen verbracht und habe die Arbeit verfolgt. Meiner Meinung nach kann man diesen Beruf erst richtig verstehen, wenn man dabei ist. Er ist spannend und steckt voller Leben. (ZmS)



Isabelle Jopp, Bildungszentrum Nord, Gymnasium, Reutlingen, Klasse 10 d