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Aktuell INTERVIEW 

Was macht ein Narkosearzt?

REUTLINGEN. Professor Dr. Pühringer ist Chefarzt für Anästhesie am Steinenbergklinikum Reutlingen, das bedeutet, dass er das Team, das im OP die Narkosen macht, die Anästhesisten, leitet. Außerdem leitet er die Intensivstation, die Schmerzstation, wo sowohl akute als auch chronische Schmerzen behandelt werden, sowie die Notfallmedizin und die Palliativmedizin. Außerdem ist er ärztlicher Direktor von drei Kliniken im Landkreis Reutlingen. Bad Urach, Reutlingen und der Schmerztherapieklinik in Münsingen.



GEA: Was ist Palliativmedizin?

Friedrich Pühringer: Hier werden unheilbar Kranke behandelt, um ihre Schmerzen und andere Symptome zu lindern, sodass sie den Rest ihres Lebens noch genießen können und in Frieden gehen können.



»Er ist sozusagen ein Notarzt im Krankenhaus«
Was versteht man unter Schmerztherapie? Pühringer: Akute Schmerzen sind Schmerzen, die plötzlich auftreten, wenn man zum Beispiel einen gebrochenen Arm oder einen entzündeten Darm hat. Dann wird die Schmerztherapie direkt hier im Krankenhaus gemacht, sodass man keine Schmerzen mehr hat und wieder gesund werden kann. Unter chronischen Schmerzen versteht man beispielsweise solche nach einer schweren OP. Dann möchte man manchmal gar nicht mehr aus dem Haus gehen und nichts mehr machen. Dafür wurde in Münsingen eine Klinik für chronische Schmerztherapie errichtet. Das Team besteht aus Ärzten, Psychologen, Physio-, Ergo- und Kunsttherapeuten. Die Klinik hat großen Zulauf, da es nur sehr wenige hier bei uns gibt. Man behandelt die Schmerzen, aber zeigt den Patienten auch, wie man mit dem Schmerz umgehen kann. Denn wenn man oft starke Schmerzen hat, kann man sie nicht immer alle beseitigen. Weil das Gehirn und das Rückenmark eine Art Schmerzgedächtnis haben, kann man die Schmerzen sozusagen von 100 auf 20 bringen. Man versucht hier auch, die Leute wieder zu aktivieren, sodass sie wieder Spaß am Leben haben können.



Was ist Notfallmedizin?

Pühringer: Unter den Begriff Notfallmedizin fallen der Rettungsdienst und der Notarzt. Zurzeit haben wir im Landkreis Reutlingen vier aktive Notarztwagen, alle mit Anästhesisten besetzt.



Was macht ein Anästhesist, außer im OP Narkosen zu verabreichen, sonst noch?

Pühringer: Er sichert, steuert und stabilisiert die lebenswichtigen Funktionen des Patienten. Er betreut die Intensivstation und fährt als Notarzt. Jeder Patient, der in den Schockraum kommt, wird von Anästhesisten behandelt. Alle Wiederbelebungsmaßnahmen werden von Anästhesisten durchgeführt. Er ist sozusagen ein Notarzt im Krankenhaus.



Was tun Sie als ärztlicher Direktor?

Pühringer: Der ärztliche Direktor ist sozusagen eine Art Klassensprecher. Er wird gewählt. Dabei ist es wichtig, Dinge klar anzusprechen. Jedoch regiert er nicht in die Kliniken hinein. Wenn ein Chefarzt ein Problem hat, zum Beispiel einen weiteren Arzt braucht, der Vorstand es aber nicht akzeptiert, kann der Chefarzt zum ärztlichen Direktor gehen und ihm die Sache erklären. Wenn er dies für sinnvoll hält, kann der Direktor dann zum Vorstand gehen und sich für die Sache einsetzen. Meine Aufgabe ist es, Dinge zum Wohle des Hauses zu fördern und zu unterstützen. Auch wenn es nicht unmittelbar in meinem Bereich ist.

Sind Sie immer noch klinisch tätig?

Pühringer: Ja, ich mache jeden Tag Narkosen im OP und jeden Tag Visiten auf der Intensivstation.



Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Prof. Pühringer: Ich spiele gerne Tennis und fahre Mountainbike. Im Winter fahre ich, als Österreicher in Österreich, Ski. (ZmS)



Benedikt Rall, Johannes-Kepler-Gymnasium, Reutlingen, Klasse 7d