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Komödie mit ernstem Hintergrund

REUTLINGEN. Die Flüchtlingskrise beschäftigt Deutschland und Europa nun seit mehreren Jahren. Mit »Willkommen bei den Hartmanns« brachte der Regisseur Simon Verhoeven am 3. November nun eine Komödie in die Kinos, die sich sehr unterhaltsam mit den verschiedensten Facetten dieses Themas auseinandersetzt.

Die durchweg bekannten Schauspieler schaffen es dabei sehr gewitzt, Themen wie Terrorismus, Integration, Nationalismus sowie Nächstenliebe, Vorurteile und Ängste in eine rasante Komödie zu packen. Im Film geht es um die wohlhabende Familie Hartmann, die sich dazu entschließt Diallo, einen Flüchtling aus Nigeria, bei sich aufzunehmen. Während des Films bekommt man einen guten Einblick in das Leben der Hartmanns und bemerkt sofort, dass alle Familienmitglieder eine unterschiedliche Meinung zu Flüchtlingen haben.

Eigene Position reflektieren

Der Film ist eine sehr gelungene Komödie, da er die vielen Probleme des Alltags in einem lustigen Paket serviert und es doch schafft, den Zuschauern die Ernsthaftigkeit der Realität gezielt ins Gedächtnis zu rufen. Auch die Schreckensherrschaft der Terrormiliz Boko Haram, die seit 1999 große Teile Nigerias bedroht, wird im Film durch einen kleinen Vortrag von Diallo thematisiert und in spannenden Traumszenen auch für den Zuschauer Realität. Zudem werden häufig Anspielungen auf Ausländerfeindlichkeit gemacht, doch werden diese meist humorvoll verpackt.

Die Komödie bietet neben bester Unterhaltung die Möglichkeit, eigene Positionen zu erkennen und zu reflektieren. Wäre man denn selbst bereit, Menschen in Not zu helfen? Diese Frage haben wir uns und anderen auch gestellt. Also haben wir eine kleine Umfrage im Kinosaal gestartet, mit der Frage, wie sie den Film fanden, aber auch mit Fragen zum Thema Flüchtlinge.

Das Thema Flüchtlinge in einem Kinofilm zu behandeln, der auch noch eine Komödie werden soll, ist natürlich eine schwierige Aufgabe. Gerade, weil das Thema so aktuell ist, es sehr verschiedene Meinungen dazu gibt und es somit auch ein heikles Thema ist, ist es eine herausfordernde Angelegenheit. Aber gerade deshalb fanden es viele Zuschauer eine sehr gute Idee, die auch noch ziemlich gut umgesetzt wurde.

Eine 43-Jährige lobte auch, dass die Ängste der Hartmanns gezeigt wurden. Zum Beispiel, dass Deutschland ein vom Islam geprägtes Land werden könnte. Nicht nur diese Dame, sondern auch viele andere Zuschauer, waren der Meinung, dass viele Deutsche Angst vor anderen Kulturen haben und viele auch nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Aber sie finden auch, dass diese Angst uns trotzdem nicht davon abhalten sollte, diesen Menschen zu helfen.

Komplett alle Befragten waren der festen Überzeugung, dass jede Kultur zu respektieren ist und niemand wegen seiner Herkunft, Religion, Hautfarbe oder anderer Merkmale diskriminiert werden darf. Ein Pärchen um die dreißig meinte auch, dass der Film einen anregt, noch mal darüber nachzudenken, einen Flüchtling aufzunehmen oder anders zu helfen. Denn klar ist, diese Menschen brauchen Hilfe und mit überfüllten Flüchtlingsheimen ist es nicht getan. Generell konnten sich fast alle Befragten vorstellen, einen Flüchtling aufzunehmen. Leider wird es wahrscheinlich fast niemand machen.

Einfach machen!

Der Film soll uns zeigen, dass wir manchmal vielleicht einfach etwas machen sollten, um Menschen zu helfen, ohne lange nachzudenken, ob das für uns gut oder schlecht ist. Auch wenn andere Leute erst einmal nicht von der Sache überzeugt sind, sollte man sich von diesen Leuten nicht beeinflussen lassen.

Auch Angelika Hartmann hat diese Entscheidung ganz spontan getroffen und die restliche Familie war erst mal geschockt. Aber sie hat ihre Sache durchgezogen und nach und nach war die ganze Familie mit der Entscheidung glücklich. Wir brauchen mehr Angelika Hartmanns, findet eine 24-jährige Studentin.

Wir persönlich sind der gleichen Meinung und wollen unseren Artikel mit dem Zitat einer 65-jährigen Zuschauerin beenden: »Wir sind alle Menschen, egal woher und aus welcher Kultur. Füreinander da sein, nur das ist, was zählt!« (ZmS)

Finn Reusch und Leonie Mayer, HAP-Grieshaber-Gymnasium im BZN Reutlingen, Klasse 9a