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Keine Chance für unsportliches Verhalten

REUTLINGEN.Schüler Moritz Widmann hat Dr. Wolfgang Zieher interviewt. Zieher ist Mitglied im Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes.



GEA: Herr Zieher, welche Aufgaben haben Sie beim DFB?

Zieher: Ich bin dort Mitglied im Kontrollausschuss. Der DFB (Deutscher Fußball-Bund) hat, wie viele Vereine, eine eigene Vereinsgerichtsbarkeit, hier die Sportgerichtsbarkeit. Beim DFB prüft zunächst der Kontrollausschuss, ob die Mitglieder des Verbands sich so verhalten haben, wie die Verbandsbestimmungen es vorschreiben. Haben Vereine, einzelne Sportler oder Anhänger des Vereins sich im Zusammenhang mit Bundesspielen grob unsportlich verhalten, so erhebt der Kontrollausschuss Anklage zum DFB-Sportgericht und wirkt im Sportgerichtsverfahren auf deren Bestrafung hin. Ein Beispiel: Ein Fußballspieler tritt bei einem Bundesligaspiel gegen seinen Gegenspieler nach und versetzt ihm einen Schlag ins Gesicht. Der Schiedsrichter stellt den Spieler mit der Roten Karte vom Platz. Auf Antrag des Kontrollausschusses verhängt das Sportgericht gegen den Spieler eine Sperre für fünf Spiele. Ein anderes Beispiel: Die Zuschauer eines Vereins zünden massiv Pyrotechnik im Stadion. Sie verstoßen damit ebenfalls gegen Regeln des Sports, der Fairness und des sportlichen Anstands. Auf Antrag des Kontrollausschusses wird der Verein für das Fehlverhalten seiner »Fans« vom Sportgericht bestraft. Ähnliche sportgerichtliche Überprüfungen finden auch im Amateurbereich, also bei den Landesverbänden und in den Bezirken oder Kreisen statt.

Wie kamen Sie zum DFB und wie lange sind Sie schon dort tätig?

Zieher: Von Berufs wegen bin ich Richter beziehungsweise Staatsanwalt. Privat bin ich dem Sport verbunden. Deshalb wurde ich gefragt, ob ich im Vorstand des Württembergischen Fußballverbandes mitarbeiten wolle. Im Jahr 2004 wurde ich dann auch in den Kontrollausschuss des DFB berufen.



Wie sieht genau Ihre Aufgabe beim DFB aus? Gehen Sie häufig zu Fußballspielen ins Stadion oder arbeiten Sie von zu Hause aus?

Zieher: Überwiegend erledige ich meine ehrenamtlichen Aufgaben büroähnlich von zu Hause aus, im engen Kontakt mit den in Frankfurt ansässigen hauptamtlichen Mitarbeitern des Verbandes, per Telefon und per Internet. Ich nehme an Sitzungen des Kontrollausschusses und des Sportgerichts teil. Gelegentlich beobachte ich aber auch für den Kontrollausschuss besonders problematische Spiele der Bundesliga, der 2. Bundesliga und der 3. Liga. Diese Aufgaben sind häufig sehr interessant und spannend, vor allem dann, wenn man den Vorgängen aus den Stadien dann später im Sportgerichtsverfahren wieder begegnet.



Warum machen Sie das ehrenamtlich?

Zieher: Eben weil die zu beurteilenden Sachverhalte so interessant und spannend, aber auch für das Sportgeschehen und unsere Gesellschaft so wichtig sind. Dieses ehrenamtliche Wirken ist für mich eine wertvolle Ergänzung meiner beruflichen Aufgabenbereiche. Und schließlich sehe ich mich eben auch als einen der vielen ehrenamtlichen Helfer, die das Vereinsleben organisieren, Jugendliche trainieren, Sportplätze pflegen, Vereinsheime betreiben, Mannschaften zu auswärtigen Spielen fahren oder verschmutzte Trikots waschen. Ohne all diese Helfer, die keine Vergütung erhalten, allenfalls eine geringfügige Entschädigung, gäbe es weder unsere Vereinskultur noch ein so vielfältiges und so preisgünstiges Freizeitangebot für Erwachsene und vor allem nicht für unsere Kinder und Jugendliche. (ZmS)

Moritz Widmann, Freie Evangelische Schule Reutlingen, Klasse 8c