Logo
Aktuell Kriminalität

Eine gesellschaftliche Daueraufgabe

METZINGEN. Was Alexander Stalder beruflich macht, lässt sich nicht so einfach in einem Wort sagen: Er ist Leiter der Inspektion für Bekämpfung des islamistischen Terrorismus im Landeskriminalamt Baden-Württemberg. Diese Abteilung hat, wie er bei seinem Vortrag für »Zeitung macht Schule« im Metzinger Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium berichtete, seit einem Jahr einen besonders hohen Stellenwert. 78 Polizeibeamte, aber auch einige Islamwissenschaftler, Übersetzer und Experten für Cyber-Kriminalität sind dort im Einsatz. Einblicke in deren Arbeit gab Stalder ZmS-Teilnehmern verschiedener Klassenstufen und Schulen, die zur Veranstaltung nach Metzingen kamen.

Einblicke in den Koran

Schüler der Werdenbergschule Trochtelfingen schildern ihre Eindrücke:

Islamismus und Terrorismus – als wir davon hörten, fanden wir das Thema von Anfang an sehr spannend. Wir bewarben uns, um bei Alexander Stalders Vortrag dabei sein zu dürfen. Am 24. November war es dann so weit. Morgens fuhren wir mit Bus und Zug nach Metzingen. Dafür mussten wir sehr zeitig aufstehen, aber das störte niemanden von uns.

Stalder arbeitet seit 1990 bei der Polizei und ist seit 2010 Leiter der Inspektion zur Bekämpfung des islamistischen Terrorismus. Wir hatten uns vorher Fragen überlegt, die wir ihm stellen wollten. Die Freude unsererseits war groß, an der Veranstaltung teilnehmen zu dürfen. Sie begann in der extra dafür vorbereiteten Aula. Als alle Platz genommen hatten, setzten sich zwei Mädchen aus unserer Gruppe nach vorn, um das Interview zu führen. Er begann seinen Vortrag mit dem allgemeinen Thema islamistischer Terror. Seine Kernaussage war, dass der islamistische Terrorismus zur polizeilichen und gesellschaftlichen Daueraufgabe geworden ist. Darauf folgten weitere Themen, bei denen er herausarbeitete, dass internationales Zusammenwirken für die Terrorismusbekämpfung unabdingbar ist. Stalder stellte uns die fünf Säulen des Islams vor, um uns die Grundbegriffe und das Anliegen dieser Religion näher zu bringen. Sein Hauptanliegen war es, uns den Unterschied zwischen Salafisten und Muslimen klar zu machen, denn nur eine geringe Anzahl von allen Muslimen in Deutschland sind Befürworter des Dschihadismus.

Die Salafisten gehören zu denjenigen, die ihre Ziele auch durch radikale Mittel durchsetzen möchten. Der Islam ist eine Religion, der Islamismus dagegen eine politische Ideologie, deren Anhänger »im Namen der Religion Missbrauch treiben«. Sie sind in der Minderzahl, wie Stalder betonte: 650 000 Muslime gibt es in Baden-Württemberg – darunter sind nach Angaben des Landeskriminalamts etwa 200 »Gefährder«, die sich radikalisiert haben. Schüler und Lehrer rief Stalder auf, auf Warnzeichen – Änderungen im Verhalten oder im Erscheinungsbild – zu achten. Oft werde die Radikalisierung erst von der Polizei erkannt – und damit oft viel zu spät.

Stalder hatte ein interessantes Spiel für uns mitgebracht, bei dem wir raten sollten, ob die Textstellen, die er uns vorgelesen hat, aus der Bibel oder dem Koran stammen. Erstaunlicherweise waren manche aus der Bibel, bei denen wir ganz klar vermutet hätten, sie wären dem Koran entnommen. Stalders Botschaft: »Es gibt in beiden Büchern Texte, die man bei isolierter Auslegung gefährlich verwenden kann. Die gute oder die böse Religion gibt es nicht.«

Es war ein interessanter Tag für uns, den wir positiv in Erinnerung behalten werden. (ZmS)

Melih Öz, Julia Golletz, Arian Behrami, Victoria Michel, Ezgi Sahan und Sophia Reimann, Werdenbergschule Trochtelfingen, Klasse 9